Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 21.06.2001
Neues von Wagner, Rohberg und Co.
In drei Tagen wird entschieden
DRESDEN. In drei Tagen fällt die Entscheidung, wer im Dresdner Rathaus auf dem OB-Stuhl Platz nehmen darf. Die Spannung steigt. Die drei potenziellen Oberbürgermeister setzen zum Endspurt an.
Ingolf Roßberg gab sich gestern sehr zuversichtlich und stellte sein „Programm der ersten Tage" vor. „Ich werde am ersten August als Erstes im Rathaus das Fenster ganz weit öffnen, um frischen Wind hereinzulassen", sagte Roßberg. Natürlich stehen auch dringende Probleme auf seinem „Wunschzettel". So möchte Roßberg die dringendsten Mängel von Schulen und Kitas umgehend beheben. Zum Beispiel bei Sanitäranlagen und Dächern. Allerdings sagte er nicht, wo er das Geld dafür hernehmen würde.
Die Wagner-Anhänger haben ab heute auch ein neues Plakat. Nicky, Edda, Gerlind wollen alle Nicht-Wähler motivieren, ihre Stimme für OB Wagner abzugeben. „Das war eine spontane Aktion, als ich die Wahlergebnisse am 10. Juni sah. Da war mir klar, jetzt musst du etwas tun", erklärt Initiatorin Nicky Voigt. Sie steht hinter dem Bürgerbündnis „Dresdner für Herbert Wagner".
Insgesamt 500 zusätzliche Plakate weiden die Stadt in den letzten Wahlkampftagen, „schmücken". Die Plakate kosteten 1500 Mark und wurden durch Spenden finanziert.
Seit gestern ist Überraschungskandidat Wolfgang Berghufer auch sichtbar im Stadtbild vertreten. Seine Plakate kleben ausschließlich an Litfasssäulen. „Wir machen bei der Verschandelung der Stadt nicht mit", erklärt Wahlkampfmanager Thomas Krafczyk. Zudem richtet sich Berghofer ab heute in einem Brief persönlich an die Dresdner. Er schreibt: „Ich will Verantwortung übernehmen - für unser Dresden."
Eine neue Bürgerinitiative „Bürger gegen Berghofer" dagegen forderte den ehemaligen SED-Oberbürgermeister gestern auf, seine Bewerbung zurückzuziehen. „Er macht sich zum Handlanger einer Wahlfälschung. Ich glaube, das ist der letzte Versuch vom schwächelnden König von Sachsen, Einfluss auf die Wahl zu nehmen", sagte DGB-Kreisvorsitzender Rolf Neher. Gründungsmitglieder der Bürgerinitiative sind Gewerkschaftler von DGB, ver.di und IG Metall.
(Enrico Lucke)