Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 27.07.2000

Ein Karas gilt als erster Bürger

Bürgerinitiative organisiert Fest zum 650-jährigen Jubiläum von Blasewitz
 
DRESDEN Stadtrundschau-Ost. Eigentlich hätte das 650-jährige Jubiläum von Blasewitz im vergangenen Jahr gefeiert werden müssen. Denn in der Literatur wird ein Schriftstück aus dem Jahr 1349 als früheste urkundliche Erwähnung des sorbischen Elbdorfes Blasenwicz genannt. Demnach war Nikolaus Karas der erste namentlich bekannte Blasewitzer. "Seinem treuen Recken" schenkte der Markgraf von Meißen, Friedrich der Strenge, für tapfere Kriegsdienste dort ein Gut. Geschichtsbewusst wie die Blasewitzer sind, soll dieses Ereignis nun mit einem Fest begangen werden, das für den 16. September vorbereitet wird. Ein Ortsbeiratsmitglied hatte darüber in der Juni-Sitzung informiert. Ortsamtsleiter Dieter Brunow gab der Bürgerinitiative Blasewitz e. V. dafür grünes Licht, die Organisation müsse aber der Verein selbst übernehmen. "Da wir als Verein für die Bewahrung des Charakters von Blasewitz streiten, wollen wir uns auch dieses Jubiläums annehmen", sagt der Vereinsvorsitzende Eberhard Renner.
Ideen gibt es viele, mitmachen kann jeder
"Jede Woche tagt gegenwärtig unser Vorstand", sagt er. "Ideen, wie das Fest gestaltet werden könnte, gibt es viele. Ihre Umsetzung kostet aber viel Kraft und braucht auch Zeit." Renner gesteht ein, dass manche Institution und Person noch nicht weiß, dass mit ihrer Mitwirkung gerechnet wird. Andererseits stimmen bereits vorliegende Zusagen optimistisch. So öffnet der Kostümverleih Tille in der Loschwitzer Straße genauso seine Türen. Das einige Kilometer entfernte Pianohaus Krause in der Ludwig-Hartmann-Straße will das Zerlegen eines Klaviers vorführen. Auch die Kunstschlosserei Klingner-Großmann in der Goetheallee beteiligt sich. Die Spezialschule für Musik will mit Konzerten in der Schule und auf dem Schillerplatz zum Gelingen des Festes beitragen. Dort, auf dem einstigen Dorfplatz, werden Stände aufgebaut, an denen Gewerbetreibende aus Blasewitz ihre Erzeugnisse verkaufen werden. Auch Literatur über den Stadtteil mit seinem einmaligen Villenviertel wird es geben. Vorträge zu geschichtlichen Themen sind geplant. Nach Möglichkeit soll die Ausstellung über Striesen und Blasewitz, die jetzt noch in der Versöhnungskirche zu sehen ist, im Ortsamt aufgebaut werden. Renner sucht noch nach einem geeigneten Busunternehmen, um Rundfahrten durch die sehenswerten Straßenzüge mit ihren parkähnlichen Grundstücken anbieten zu können. Auf jeden Fall wird es Führungen mit Igeltour geben. Die Landschaftsarchitektin Dr. Annette Haufe lädt zu Rundgängen durch den Waldpark ein. Und vielleicht begegnet den Besuchern auch die Gustel von Blasewitz. Eine Schirmherrschaft über das Fest sowie den Druck der Plakate und Programme übernahm Landtagsabgeordneter Karl Nolle (SPD), der sich mit seinem Wahlkreis sehr verbunden fühlt.
Begehrter Wohnort für begüterte Dresdner
Das Fest soll alten und neuen Blasewitzern wie allen Besuchern interessante Einblicke in die Geschichte gewähren. Von einem bescheidenen Dörfchen mit sechs Hufen Land entwickelte sich Blasewitz zum begehrten Wohnort für begüterte Dresdner. Hier stand das Forsthaus des Landbaumeisters und Zwinger-Architekten Pöppelmann wie das Geburtshaus des Hofkapellmeisters und Komponisten Johann Gottlieb Naumann. Im Schankhaus an der Elbe kehrte der Dichter Friedrich Schiller während seines Aufenthalts in Loschwitz gern ein. Lang ist die Liste namhafter Architekten, Künstler, Ärzte, Wissenschaftler und Fabrikanten, deren Wirken mit Blasewitz verbunden ist. Auch hinsichtlich der Elbeschifffahrt gibt es interessante Details. 1921 wurde der Vorort zwangsweise in die Landeshauptstadt eingemeindet. Es wird das erste Stadtteilfest von Blasewitz sein. Wer mithelfen will, kann sich melden. Kontakt unter Tel. 4 88 86 04 oder 3 40 05 87
(Von Jutta Tronicke)