Karl Nolle, MdL
DNN, 23.06.2001
Am Sonntag fällt im zweiten Anlauf dei Entscheidung über den OB bis 2008
Deutlich mehr Briefwähler als im ersten Wahlgag
DRESDEN. Über 30 000 der rund 388 000 Dresdner Wahlberechtigten hatten bis Freitag Morgen schon mitentschieden, wer in den nächsten sieben Jahren Oberbürgermeister ist. Vize-Wahlleiter Jörg Dreier ging davon aus, dass insgesamt 34 000 Dresdner diese Möglichkeit der Briefwahl und der Sofortbriefwahl nutzen würden. Das wäre rund ein Viertel mehr als im ersten Wahlgang, als rund 27 000 Wähler vorab ihre Stimme abgaben. Dreier mochte daraus nicht zwingend ableiten, dass sich auch die Wahlbeteiligung insgesamt erhöht. Sie lag vor zwei Wochen bei 48 Prozent und damit so niedrig wie bei keiner Nachwende-Wahl in Dresden. Wählen darf jeder Deutsche und EU-Bürger von 18 Jahren an, der mindestens seit drei Monaten seinen Hauptwohnsitz in Dresden hat.
Wer seine bereits für den ersten Durchgang gültige Wahlbenachrichtigung verloren hat, kann in den Wahllokalen, die am Sonntag von 8 bis 18 Uhr geöffnet sind, nach Vorlage des Personalausweises wählen. Wer nicht weiß, wo sein Wahllokal ist, sollte sich beim Bürgertelefon der Stadtverwaltung unter Tel. 488-1120 schlau machen. Unter dieser Nummer können auch Kranke erfahren, wie sie ihre Stimme abgeben können. Eine fliegende Wahlurne gibt es nach Angaben des Presseamts nicht.
Erste Ergebnisse sollen Sonntag, 18.40 Uhr vorliegen. Die Wahlleitung will sie wieder auf drei Monitoren im Rathaus-Plenarsaal und auf einer Großleinwand sowie einem Großbildschirm im Foyer darstellen. Ergebnisse sollen auch im Internet unter "www.dresden.de" abrufbar sein. Die Amtszeit des gewählten Oberbürgermeisters beginnt am 1. August.
Nach Angaben von Vize-Wahlleiter Dreier ist gewährleistet, dass Wähler zum Wahllokal in der 87. Grundschu-le in Niederpoyritz gelangen, die im Festgelände des Elbhangfests liegt. Zwar sei die Pillnitzer Landstraße am Körnerplatz abgesperrt. Aber jeder, der auch nur ansatzweise zum Ausdruck bringe, dort wählen zu wollen, werde durchgelassen. Zudem gibt es einen Buszubringer, der erstmals um 9 Uhr und nachfolgend stündlich bis 23 Uhr vom Schillerplatz über den Körnerplatz nach Pillnitz fährt. Geh-behinderte in diesem Gebiet können sich laut Dreier unter Tel. 8 571111 einen Fahrdienst ordern.
(sta)
Kundgebungen zum Abschluss des Wahlkampfs
Oberbürgermeister Herbert Wagner (CDU) und sein Herausforderer Ingolf Roßberg, der von PDS, SPD, Grünen, FDP, ÖDP, Grauen und Freier Wählervereinigung unterstützte Kandidat der Bürgerinitiative „OB für Dresden", haben ihre Wahlkämpfe am Freitag mit Großkundgebungen beendet.
Für Wagner warb bei Regen in der „Prager" vor rund 200 Zuhörern der sächsische CDU-Vize und Ex-Minister Heinz Eggert. Sprach die CDU zuvor von einer Verhinderungsmehrheit von 1994 bis '99, so ging Eggert weiter: „Man erinnere sich an die ersten neun Jahre nach der Wende. Rot-Grün blockierte mit seiner Ratsmehrheit so ungefähr alle Vorhaben von OB Herbert Wagner." PDS, SPD und Grüne zusammen stellten vor der Wahl 1994 von 130 Stadtverordneten 48, die CDU 52.
Wagner maß einer Tandemfahrt von Roßberg mit Rad-Idol Täve Schur Symbolkraft bei: So wie dabei Schur lenkte, werde auch die PDS am Steuer sitzen. Eggert sagte zum Unterstützerlager für Roßberg: „Ich würde mich nicht wundern, wenn sich morgen auch Kanzler Schröder erklärt." Der hatte Roßberg zu diesem Zeitpunkt - als SPD-Chef - bereits viel Erfolg gewünscht. Das taten am Kulturpalast vor über 300 Zuhörern in einer regenfreien Periode auch Leipzigs OB Wolfgang Tiefensee (SPD), PDS-Bundestagsfraktionschef Roland Claus und Ex-Kandidatin Friederike Beier. Sie ging auf Wagners Chaos-Warnplakat ein: „Wer ständig Chaos artikulieren muss, der muss es in sich tragen."
(sta)