Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 23.06.2001
Drei Männer - ein Ziel
Der ultimative OB-Check
DRESDEN. Drei Männer - ein Ziel – die Entscheidung. Sie bestimmen mit Ihrem Kreuz, wer am Sonntag jubeln wird und wer am Sonntag weinen wird. Die Morgenpost hat alle drei Kandidaten für Sie noch einmal unter die Lupe genommen. Der OB-Check:
DER MENSCH: Herbert Wagner, geboren in Neustrelitz, ist 52 Jahre alt und seit 28 Jahren mit Pia (47) verheiratet. Die beiden haben drei Kinder: Christiane (25), Daniel (21) und Phillip (9).
KARRIERE: 1967 Abitur, es folgt eine Lehre zum Heizungsinstallateur und das Studium zum Informationselektroniker. 1989 Sprecher der „Gruppe der 24" und seit 1990 Oberbürgermeister.
ZIELE: Wagner will Dresden unter die ersten 14 deutschen Städte führen, Straßen sanieren, eine Galerie „Dresdner Kunst", sanierte Schulen und Kitas und ein modernes Fußballstadion.
FREUNDE: Ex-Minister Steffen Heitmann; CDU-Kreischef Dieter Reinfried; Sängerin Uta Bresan; Bundestagsabgeordneter Arnold Vaats; Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast (SPD).
GEGNER: Bis zum Wahlkampf Ortsvorsteher Hans-Jürgen Beter CDU); PDS-Frau Christine Ostrowski; Wolfhard Pröhl (Grüne) Albrecht Leonhardt ehemaliger OB-Kandidat.
WAHLKAMPF: Für 330 000 Mark warb Wagner um Unterstützung. SIogan: „Erfolgreich und ehrlich". Nach dem ersten Wahlgang die Angstkampagne „Chaos verhindern – Wagner wählen".
CHANCE: Wagner holte im ersten Wahlgang überraschend nur 42,8 Prozent. In den Umfragen liegt er knapp hinter Roßberg - zwischen einem und sechs Prozent. Es wird eng.
ZITAT: „Heute so, morgen so. Roßberg macht Politik wie bei Radio Jerewan: Ja, aber ... Ja zur Waldschlößchenbrücke, aber ... Ja zu VW, aber... Ja zur Königsbrücken Straße, aber..
DER MENSCH: Der gebürtige Dresdner Ingolf Roßberg ist 40 Jahre alt und seit 1987 mit Astrid-Birgit verheiratet. Die beiden haben drei Kinder: Stephanie (12), Ralf Roman (14j und Annkathrin (3).
KARRIERE: 1980 Abitur, dann Studium im Bereich Verkehrswesen. Von 1990 bis 94 Bau-Dezernent in Dresden, 1994 bis 2000 1. Bürgermeister in Radebeul, seit Mai 2000 Dezernent in Wuppertal.
ZIELE: Ziel ist mehr Bürgernähe in der Verwaltung, Wirtschaft wird Chefsache, Verschuldung der Stadt soll abgebaut werden, die Königsbrücker Straße sohl statt vier nur zwei Spuren erhalten.
FREUNDE: Wolfgang Tiefensee, OB von Leipzig; SPD-General Franz Müntefering: SPD-Schwergewicht Karl Nolle; FDP-Chefin Claudia Pieper; Ex-Kandidatin Friederike Beier.
GEGNER: Kurt Biedenkopf bezeichnete ihn als „Schrott aus Wuppertal"; FDP-Chef und „Parteifreund" Jan Mücke; Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast.
WAHLKAMPF: Für Roßberg zogen SPD, PDS, Grüne und die Initiative „OB für Dresden" in den Kampf. Slogan: „Roßberg kann's". Zum zweiten Wahlgang dann „Roßberg wird's": Kosten: 300 000 Mark.
CHANCE: Erstaunliche 47 Prozent holte Roßberg im ersten Wahlgang. In Umfragen ist er weiter knapp vorn. Doch Berghofer könnte ihm im letzten Moment den Sieg kosten.
ZITAT: ''Meine erste Amtshandlung wird sein, das Fenster aufzureißen: Für den frischen Wind. Und Finanzbürgermeister Stihl bekommt am 25. Juni einen Brief, was ich von ihm erwarte."
DER MENSCH: Wolfgang Berghofer, geboren in Bautzen ist 58 Jahre alt und mit der Lehrerin Diethild verheiratet. Seine Tochter Magrit (34) ist Lehrerin, sein Sohn Falk (32) Schauspieler.
KARRIERE: Besuch der Oberschule und Lehre als Maschinenbauer; 1964 Kreissportlehrer in Bautzen,1985 Diplom als Historiker. 1986 bis 1990 OB von Dresden; seit 1990 Unternehmensberater.
ZIELE: Der Tourismus soll stärker gefördert werden, Neumarkt und Wiener Platz und Postplatz sollen schnell bebaut werden, dafür wird auf die teuere Waldschlößchenbrücke verzichtet.
FREUNDE: Ministerpräsident Kurt Hans Biedenkopf; Klaus von Dohnanyi und Henning Voscherau beide Ex-OB von Hamburg; VW-Chef Ferdinand Piech.
GEGNER: Eigentlich alle im Stadtrat vertretenen Parteien von CDU bis PDS; Hans Modrow; Gregor Gysi; Roland Nedeleff, ehemaliger 1. Bürgermeister von Dresden 1990 und 1991.
WAHLKAMPF: Berghofer soll 250 000 Mark für die Kampagne „Dresden gewinnt" ausgegeben haben - gesehen hat man davon wenig. Sein Buch „Meine Dresdner Jahre" ist sogar auf Platz 10 im „Haus des Buches".
CHANCE: Für Berghofer müssen die Umfragen ein Schock gewesen sein. Gerade mal sechs bis zehn Prozent wollen ihm danach ihre Stimme geben. Aber er setzt weiter auf Sieg.
ZITAT: „Aber wen interessieren heute Programme? Das ist alles Blablabla. Programme schreiben kann heute jeder. Da reicht ein Blick ins Material des Städtetages. Personen entscheiden."
(Kai Schulz)