Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 25.06.2001

Sieger machen

Kommentar von Stefan Rössel
 
DRESDEN. Das Dresdner Wahlergebnis ist ein Hammer. Es erregt bundesweit Aufsehen, dass der CDU-Oberbürgermeister abgewählt wurde. Und vor allem, wie dies geschah! Der Sieger Ingolf Roßberg war zwar nur ein Notkandidat, aber die Opposition hatte sich geeinigt.

Für die CDU in Sachsen kann das Resultat ein verheerendes Signal bedeuten. Es wirkt wie ein Herzinfarkt, dass sie sogar die scheinbar stockkonservative Landeshauptstadt verliert. Hat die Gewinnerpartei der Wende gar nichts mehr zu bieten?

Die CDU im Land ist gewiss nicht tot. Aber von den sieben kreisfreien Städten Sachsens stellt sie nur noch in Zwickau den Oberbürgermeister - aber auch nur, weil die Opposition zerstritten ist. Darüber hinaus ging mit dem Leipziger Land erstmals auch ein Kreis verloren.

In Dresden wurde die CDU einschließlich Ministerpräsident Biedenkopf auch für das Berghofer-Manöver abgestraft. Die plötzliche Neukandidatur des Phantoms hat viele eher verärgert, als Wagner zu helfen. Die Wähler fanden vielmehr Gefallen daran, einen neuen Mann zum Sieger zu machen.

Für Roßberg ist das Vorschuss-Lorbeer. Jetzt muss er integrieren: die Mehrheit, die ihn trug, und die Stadtratsmehrheit. Dafür braucht er Ehrlichkeit und einen langen Atem. Taktische Finessen genügen nicht.
(Stefan Rössel)