Karl Nolle, MdL
DNN, 14.05.2001
Wahlkampfauftakt mit starken Worten Vogels
CDU-Prominenz kämpft für OB Wagner/Plakate hängen
DRESDEN. „Der hat was von 'nem Feldherren neuerdings", bemerkte Kultusminister Matthias Rößler (CDU) am Sonnabend beim OB-Wahlkampfauftakt der CDU einem Kollegen gegenüber, als er Herbert-Wagner-Fotos in einem Infoblättchen ansah. Der amtierende OB kämpfte bei seiner Rede unter dem „Goldenem Reiter" vor etwa 300 Zuhörern jedoch wieder mit der gewohnten Zurückhaltung um die Wiederwahl. Für die starken Worte hatte er reichlich Politprominenz dabei. Thüringens Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) hielt seinem sächsischen Amtskollegen Kurt Biedenkopf (CDU) zufolge, der auch ans Pult trat, eine seiner besten Reden überhaupt.
Vogel sagte: Wagner habe die letzten zehn Jahre Aufbauarbeit geleistet, „und nur Toren wechseln im Strom die Pferde." Dresden habe sich abgenabelt von der sozialistischen Vergangenheit. Auch für die Zukunft sei deshalb ein OB Wagner gut. Über Wolfgang Berghofers Absage, bei der OB-Wahl anzutreten, meinte Vogel: „Ich kritisiere niemanden, der sich von der PDS nicht unterstützen lassen will".
Im Falle seiner Wiederwahl will Wagner Dresden bis zur 800-Jahr-Feier 2006 unter die zehn wirtschaftlich stärksten Städte in Deutschland führen, sagte der amtierende OB in seiner Rede. Der Ansiedlung von Mikroelektronikfirmen soll nun die Biotechnologie folgen und die Stadtverwaltung soll bürgernäher werden. Außerdem will er die „Tour de France" 2006 in Dresden starten lassen. Zum Abschluss rief der OB dazu auf, aus Dresden eine europäische Kunst- und Kulturstadt, die Wirtschaftsstandort von internationalem Rang ist, zu machen.
Auch Kurt Biedenkopf, der unge-plant sprach, sicherte Wagner seine Unterstützung zu und rief die Bürger auf, ihn zu wählen. Ex-Finanzminister Georg Milbradt (CDU) und Kultus-minister Rößler applaudierten aus dem Publikum.
Die Zuhörer der Jungen Union (JU) hatten schon einige Stunden der Anstrengung hinter sich. „Wir haben zwischen 0 und 10 Uhr etwa 1200 bis 1500 Plakate aufgehängt", sagte Dresdens stellvertretender JU-Vorsitzender Christian Piwarz. Erst seit Sonnabend dürfen die Wahlbotschaften einen Monat lang ohne Genehmigung angebracht werden. Jetzt leuchten die tiefblauen CDU-Plakate von fast jedem Baum oder Lichtmast der großen Ausfallstraßen und im Zentrum.
Der prophezeite Streit um die Bäume blieb aus, sagte Piwarz. Nur vereinzelt habe man Leute von der PDS gesehen, die weniger, aber gezielter ihre Plakate positioniert hätten.
Für den aussichtsreichsten Wagner-Herausforderer Ingolf Roßberg (FDP) hängt Wahlwerbung vor allem in den engen Straßen der Neustadt. Ein sechsjähriges Mädchen lächelt dort von roten SPD-Plakaten.
(Thomas Stölzel)