Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 25.03.2000

Kein Oscar nach Sachsen

Keine Sachsen unter den Preisträgern
 
DRESDEN. Die Oscars sind wieder da, die Krönung kann beginnen. Das Bedauerliche: Wieder sind keine Sachsen unter den Preisträgern. Dabei waren die Chancen diesmal so groß wie noch nie! DEN Oscar für den besten männlichen Hauptdarsteller hatte nämlich der Dresdner Karl Nolle schon so gut wie in der Tasche. Der MDR-Sachsenspiegel filmte den schwergewichtigen SPD-Abgeordneten in der Landtagskantine und baute die Szene in einen Streifen über die geplante Diäten-Erhöhung ein - überzeugender hätte man die Notwendigkeit eines Gehaltszuschlags nicht darstellen können. Doch irgendjemand in der SPD-Fraktion hatte trotzdem Bauchschmerzen, weshalb sich die Macher vom MDR beim Landtag für ihr Meisterwerk entschuldigen müssen. Zur Strafe zogen sie die Oscar-Bewerbung wieder zurück. SCHADE, denn auch aus der Auszeichnung für die beste Nebenrolle wird nichts. Und das kam so: Am vergangenen Mittwoch empfing der Chef der Staatskanzlei, Thomas de Maizière, erstmals den Führer der verhassten PDS-Landtagsfraktion, Peter Porsch - ein historisches Ereignis. Weil Porsch dazu aber weder allein gehen noch mit der Wahl seiner Begleitung gewisse Eifersüchteleien provozieren wollte, nahm er Pressesprecher Marcel Braumann mit. Der war von der Nebenrolle allerdings insofern überfordert, dass er sich eigens dafür eine Krawatte zulegen musste - welche wiederum bei Porsch als "spießerisch" durchfiel. In der Staatskanzlei war man auf diese Situation bestens vorbereitet: Regierungssprecher Michael Sagurna überreichte dem Fraktionssprecher zum Abschied eine grüne Fliege mit schwarz-gelben Sachsen-Wappen. So macht man die PDS hoffähig. Oder eher zum Kasper? SCHLIESSLICH ruhten alle sächsischen Hoffnungen auf dem Oscar für die beste Regie. Medienratspräsident Kurt-Ulrich Mayer hatte sich für diese Ehrung mit einem einmaligen Coup ins Gespräch gebracht: Ihm ist es zu verdanken, dass Frankreich und Großbritannien in Deutschland gemeinsame Sache machen - und zwar im Radio: Die Sender RFI und BBC senden künftig in Leipzig auf einer Welle. Leider wurde bekannt, dass Mayer eigens deswegen nach Paris und London flog. Was in etwa das Gleiche ist wie wenn die Oscar-Jury von Haus zu Haus geht, um ihre Trophäen loszuwerden. Wobei: Was spricht eigentlich dagegen? Zumindest hätten dann auch die Sachsen mal eine reelle Chance.
(von Steffen Klameth)