Karl Nolle, MdL

Mopo Dresden, 28.07.1999

Schröder und das Liebespaar

Der Kanzlerfreund im Druckhaus Dresden
 
Plötzlich heult ein Kind los. - "Hoffentlich nicht, weil ich hier oben stehe!" Gerhard Schröder(55) reagiert schlagfertig. Um den "persönlichen Freund Karl Nolle(54) zu besuchen, ist er ins Druckhaus Dresden gekommen. Der Bundeskanzler kennt Nolle, der für den Landtag kandidiert, seit 35 Jahren, war Gesellschafter in dessen erster Druckerei. Nun guckt er sich - sichtlich beeindruckt - die neue an, die mittlerweile 60 Beschäftigte hat. "Also ein guter Mittelständler." Nolle widerspricht: "Hier im Osten ein Großbetrieb."

Moderne "Heidelberger" Maschinen drucken gerade 300 000 Titelblätter der "Gruner+Jahr"-Zeitschrift "BörseOnline". Museal dagegen die Lichtdruck-Werkstatt im Keller: "Die weltweit letzte. Ihre Faksimiles sind so genau, daß der Maler sie nicht vom Original unterscheiden kann", hebt Nolle stolz hervor, während Schröder einen Druck des Dresdner Canaletto-Blicks betrachtet.

Die Bildhauerin Charlotte Sommer-Landgraf (71) schenkt dem Kanzler beim Sommerfest im Hof ihre Skulpturen "Liebespaar" (in Porzellan) und "Befreiung" (Original am Elbufer). Schröder verspricht, das "Liebespaar" bei der Neujahrsansprache 2000 hinter sich zu plazieren, und setzt sich an den einfachen Bierzelt-Tisch.

Bevor er das neue Löbauer Schwarzbier probieren kann, gibt er minutenlang Autogramme, dicht umlagert von der Menschentraube; der 1,97-m-Bodyguard hatte sich zuvor in der Ecke einen Kirschkuchen genehmigt. So volkstümlich geht's selten zu bei Kanzler-Besuchen. Karl-Heinz Kunckel beschwört nochmals das Ziel, bei der Wahl die absolute CDU-Mehrheit zu brechen. Passende Musik: der Evergreen aller Mutmacher, "Always look on the bright side of life..."
(baum)