Karl Nolle, MdL

SPIEGEL ONLINE, 31.10.2001

Friedensappell: Annan fordert Ende des Krieges

Uno-Generalsekretär Kofi Annan hat ein baldiges Ende der Angriffe auf Afghanistan gefordert. Dies sei nötig, damit die Hilfsorganisationen die Not leidende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln versorgen könnten.
 
New York - Die Vereinten Nationen müssten unbedingt noch vor dem Wintereinbruch in Afghanistan viele Hilfsgüter in das Land bringen, sagte Annan. Der diesjährige Friedensnobelpreisträger forderte ausdrücklich ein Ende des Krieges, nicht nur eine vorübergehende Unterbrechung. Dies erklärte Annan vor Journalisten in New York - ein offizielles Statement seitens der Uno existiert noch nicht.

Nach Berichten des Uno-Welternährungsprogramms (WFP) wird gegen Mitte November der erste Schnee in Afghanistan erwartet. Damit würden die Gebirgspässe und -straßen unpassierbar und die Versorgung der Bevölkerung erheblich erschwert. Bereits vor Beginn der Militäraktion am 7. Oktober war Uno-Angaben zufolge rund ein Viertel der 20 Millionen Afghanen auf internationale Hilfe angewiesen.

Es sei dem Mut der Uno-Helfer zu verdanken, dass trotz der Militäroperation noch humanitäre Hilfe ins Land gelange, sagte Annan. Durch die US-Bombardements sei die Verteilung der Hilfsgüter erheblich erschwert worden. Die USA hatten erklärt, die Angriffe würden auch während des moslemischen Fastenmonats Ramadan im November fortgesetzt, wenn dies nötig sei.

Taliban-Anführer Mullah Mohammed Omar hat unterdessen jede Vermittlung der Vereinten Nationen im derzeitigen Konflikt abgelehnt. Er wies den Taliban-Botschafter in Pakistan, Abdul Salam Saif, an, sich nicht mit dem Uno-Sonderbeauftragten Lakhdar Brahimi zu treffen. Brahimi habe nur Vorschläge der USA zu unterbreiten, sagte Saif am Mittwoch der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP.

Zuvor hatte Saif noch geäußert, er werde Brahimi, der sich in Islamabad aufhält, anhören, verlange aber die Neutralität der Vereinten Nationen. Danach bekam er offenbar neue Instruktionen von Omar. Die Angriffe der USA müssten gestoppt werden, verlangte Saif. "Die Uno schaut untätig zu und handelt als Werkzeug der Vereinigten Staaten", fügte Saif hinzu.