Karl Nolle, MdL

BILD-Zeitung Dresden, 05.12.2001

Streit um Nachfolge schadet der Partei

CDU-Polenz warnt Biedenkopf
 
DRESDEN. Die Skandale um Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (71) - auf dem Parteitag offiziell kein Thema. Aber auf den Fluren und im Foyer... Vor einem Jahr traute man ihm noch zu, die CDU aus der Spendekrise zu führen. Heute würde er wohl für keine Führungsfunktion mehr vorgeschlagen.

Der frühere Generalsekretär Ruprecht Polenz (55, MdB): „In der Bundes-CDU fürchten wir, dass der Streit zwischen Biedenkopf und Milbradt der Partei in Sachsen schadet. Biedenkopf irrt, wenn er meint, er dürfe den Nachfolger bestimmen. Er ist nicht Präsident der Sachsen, sondern verdankt sein Amt der Partei."

Dresdens ehemaliger CDU Chef Dr. Dieter Reinfried (56): „Bei all seinen Leistungen ist Biedenkopf inzwischen eine Belastung, hat viele gute Gelegenheiten für einen ehrenvollen Abgang verpasst, richtet jetzt großen Schaden an."

Gerücht am Rande des Parteitags: Biedenkopf wolle sich nächste Woche zu all den Vorwürfen der letzten Monate äußern. Tenor: Unternehmer hätten schon Angst in Sachsen zu investieren. Fürchteten, dass ihre Briefe eines Tages veröffentlicht würden.

Ein Biedenkopf-Vertrauter zu BILD: „Er plant nach dem Vorbild des Kanzlers eine Art Vertrauensabstimmung zu provozieren." Und vertraue darauf, dass sich die Fraktion hinter ihn stelle.
(Dieter Schlüter)