Karl Nolle, MdL
DNN, 21.09.1999
Landtagswahl 1999
Ergebnisse weichen in Stadtteilen ab / Wahlbeteiligung gestiegen / Stadträte im Parlament / CDU
DRESDEN. Rund ein halber Prozentpunkt hat der PDS gefehlt, um zumindest in der Inneren Altstadt Dresdens vor dem Landtagswahlsieger CDU zu liegen. 39,9 zu 39,3 Prozent zu Gunsten der Christdemokraten lautete das Ergebnis bei den Zweitstimmen, die über die Zusammensetzung des Parlaments entscheiden. Einen Tag nach Verkündung des stadtweiten Ergebnisses präsentierte Wahlleiter Wolf-Dieter Müller gestern zum Teil deutliche Abweichungen in den Stadtteilen und Ortschaften.
Spiegelbildliche Verhältnisse sah Müller bei den Ergebnissen der beiden stärksten Parteien in der zukünftigen dritten Legislaturperiode des sächsischen Landtags: "Hochburgen der CDU sind Gebiete mit geringer Zustimmung zur PDS und umgekehrt." Während die CDU in der Altstadt wie in der Äußeren Neustadt (40,13 Prozent) ihre schwächsten Ergebnisse einfuhr, dominierte sie überdeutlich vor allem in den Ortschaften. 66 Prozent erzielte die Partei in Altfranken und Gompitz. Ihr bestes Ergebnis auf Alt-Stadtgebiet erreichte die CDU in Kaditz mit 62,9 Prozent.
In den Ortschaften hingegen schnitt die auch in der Inneren Neustadt und der Radeberger Vorstadt mit Ergebnissen um die 34 Prozent so erfolgreiche PDS am schwächsten ab. In Weißig etwa kam sie nur auf 16,3 Prozent.
Wenig Einfluss auf diese Stimmverteilung hatten laut Müller die Ergebnisse von SPD und Grünen. Bei der SPD könne man kaum von Hochburgen sprechen: Ihre Ergebnisse bewegen sich fast durch alle Stadtteile und Ortschaften hinweg um die acht bis neun Prozent. Deutlicher weichen nur die Resultate in Plauen (10,7 Prozent) und Altfranken (6,5 Prozent) vom Gesamtergebnis ab.
Alles andere als ausgeglichen hingegen ist die Stimmverteilung bei den Bündnisgrünen. Sie erzielen rechtselbisch bis zu 20,8 Prozent (Äußere Neustadt), während sie linkselbisch bis auf 2,29 Prozent (Reick) fallen. Mit ihrem Spitzenergebnis im Kneipen- und Szeneviertel erreichte die Partei fast das dortige Resultat der PDS (22,6 Prozent), die weniger als zwei Prozentpunkte vor ihr lag.
Mit ihren insgesamt 5,4 Prozent fuhren die Dresdner Grünen trotz der Verluste gegenüber 1994 (6,3 Prozent) parteiintern ein Spitzenergebnis ein: In keiner der an den Landtagswahlen in diesem Monat (Brandenburg, Saarland, Thüringen, Sachsen) beteiligten elf bundesdeutschen Großstädte (mit Ausnahme von Saarbrücken) schnitten die Grünen besser ab als in Dresden. Die PDS (24,2 Prozent) wiederum erzielte in dieser Großstadt-Gruppe in Dresden wie die SPD ihr schlechtestes Wahlergebnis, die CDU hingegen ihr bestes.
Abbau bei den Wahlplakaten: Bis Mittwoch müssen alle weg
Mit Tausenden von Wahlplakaten haben die Parteien um Wählerstimmen gebuhlt. Zum ungekrönten Plakate-König ist dabei der SPD-Mann Karl Nolle geworden. Bis Mittwoch müssen die Politpappen nach Angaben des Presseamts der Stadt verschwunden sein - dann kontrollieren die Ortsamtsleiter bei einem Rundgang, ob ihr Revier wieder wahlbotschaftsfrei ist. Reagieren säumige Parteien auch nicht auf einen letzten Appell, räumt die Stadt selbst ab und bittet anschließend zur Kasse. Karl Nolles technischer Wahlkampfleiter Reinhard Hoffmann schob nichts auf die lange Bank und räumte gestern die ersten Plakate an der Stübelallee ab.
Wahlbeteiligung deutlich gestiegen
Dresdens Wähler sind offenbar wieder weniger wahlmüde: Nachdem im Juni nur 53,7 Prozent der Wahlberechtigten den Stadtrat mitbestimmen wollten, machten am Sonntag 65,2 Prozent ihr Kreuze für den Landtag - fast 45 000 mehr. Vor fünf Jahren hatten 60,7 Prozent bei der Landtagswahl ihre Stimme abgegeben. Bei der Bundestagswahl 1998 waren es 81,4 Prozent.
Vier Stadträte im Landesparlament
Im neuen Landtag, der voraussichtlich am 13. Oktober erstmals tagen und Kurt Biedenkopf wieder zum Ministerpräsidenten wählen soll, sind auch vier Dresdner Stadträte vertreten: Ronald Weckesser, PDS-Fraktionschef im Rathaus, seine Kolleginnen Cornelia Ernst und Katja Kipping - mit 21 die Parlamentsjüngste - und der CDU-Mann und Ex-Jugendhilfeausschuss-Chef Andreas Grapatin.
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(von Stefan Alberti)