Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 14.12.2001

Ingrid B.: Mitarbeiterin bei Karstadt - heute diskutiert der Landtag

Kurt Biedenkopf und die Wahrheit
 
DRESDEN. Mitten in der Krise wird Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) zunehmend von dem Rabatt-Gefeilsche seiner Gattin Ingrid gebeutelt. Nach dem Fall IKEA stellt sich heraus, dass Frau Biedenkopf vom Kaufhaus Karstadt sogar mit einer Mitarbeiter-Karte ausgestattet wurde.

Seit Jahren verfügt sie über die weiße Plastekarte im Scheckkarten-Format mit Name, Personal-Nummer, persönlicher Unterschrift und einem Hologramm „MK". Eigentlich ist er streng beschränkt auf Mitarbeiter und Angehörige. Frau Biedenkopf bekommt darauf Rabatte zwischen fünf und 15 Prozent je nach Warengruppe - wie jede Verkäuferin.

Der Ministerpräsident selber erntete gestern Widerspruch vom Dresdner IKEA-Chef Dieter Gilsbach. Im Kabinett und vor der Fraktion hatte Biedenkopf behauptet, der 15-Prozent-Rabatt sei ihnen schon vor dem Einkauf von der Geschäftsführung zugesichert worden. Gilsbach gestern zur Morgenpost: „Das ist erstunken und erlogen. Herr Biedenkopf hat niemals mit mir oder einem Kollegen über einen Rabatt verhandelt. Das Gespräch kam erst an der Kasse zu Stande. Dort wurde der Rabatt fälschlicherweise eingeräumt. Es gab kein Telefonat vorab."

Im Landtag steht heute eine Debatte zum Thema „Biedenkopf und die Wahrheit" auf der Tagesordnung, die auf die Paunsdorf-Affäre zielt. Gestern jagten sich Gerüchte und gegenseitige Anschuldigungen in der CDU-Landtagsfraktion.

Wütend stürmte der CDU-Landesvorsitzende Georg Milbradt am Morgen auf Fraktions-Chef Fritz Hähle los. Er wollte wissen, wieso Hähle behaupte, er, Milbradt, hätte Biedenkopf zum Rücktritt aufgefordert. Am Mittag rief Hähle die Fraktion zusammen, um sich zu korrigieren.

Zweiter Fall: Hähle korrigierte den Abgeordneten Heinz Eggert, der am Mittwoch Gespräche mit Biedenkopf über Strategie und Zeitplan der Wachablösung angekündigt hatte. Es sei nur um die Strategie gegangen, versicherte Hähle. Eggert blieb bei seiner Version.

Von der Fraktion bekam Biedenkopf folgende Zusicherung: Man wolle ihm die Möglichkeit zu einer geordneten Amtsübergabe gewähren. Er solle gehobenen Hauptes aus dem Amt gehen können. Und er solle nicht zu einer vorzeitigen Aufgabe gedrängt werden, berichtete Hähle.
(Jens Jungmann und Stefan Rössel)