Karl Nolle, MdL
DIE WELT, 17.12.2001
Auch an Rhein und Ruhr traten die Biedenkopfs regentenhaft auf
Exzentrische Alleingänge zwischen 1977 und 1986
Auch in Nordrhein-Westfalen hat Kurt Hans Biedenkopf viele Jahre lang Freunde und Gegner irritiert. Als Vorsitzender der damals noch eigenständigen CDU Westfalen-Lippe sorgte er zwischen 1977 und 1986 durch exzentrische Alleingänge und Profilierungsversuche oft auf Kosten der eigenen Partei häufig für helle Aufregung. Nur so erklärt sich seine Niederlage gegen den ihm in Rhetorik und Präsentation weit unterlegenen damaligen rheinischen Vorsitzenden Bernhard Worms, der Biedenkopf 1983 als Fraktionssitzender im Düsseldorfer Landtag stürzte.
Als Worms 1985 die Landtagswahl verlor und die beiden Landesverbände zur NRW-CDU fusionierten, erlebte Biedenkopf 1986 zwar ein strahlendes Comeback als Landesvorsitzender. In dieser Zeit verglich ihn seine zweite Ehefrau Ingrid, die ihn bei vielen seiner Auftritten emphatisch zujubelte, öffentlich einmal mit Leonardo da Vinci.
Doch der "Honorar-Professor", wie der ehemalige Rektor der Ruhruniversität Bochum in Anspielung auf seinen allerdings nur durch Gerüchte nachgesagten Erwerbssinn spöttisch genannt wurde, scheiterte bereits ein Jahr später. Nachdem die CDU-Landtagsfraktion mit einem beispiellosen Misstrauensvotum gegen Biedenkopf rebelliert hatte, trat er auch auf Druck der damaligen Bonner CDU-Führungsspitze unter Helmut Kohl und Heiner Geißler zurück. Zum Nachfolger an der Parteispitze wurde Norbert Blüm gewählt.
In seinen Glanzzeiten in Nordrhein-Westfalen traten Kurt Hans und Ingrid Biedenkopf bereits an Rhein und Ruhr wie Regenten auf. Das Paar habe ihn und seine Frau bei öffentlichen Auftritten fast wie Usurpatoren behandelt, klagte einst Ministerpräsident Johannes Rau einmal vor Freunden. breu.