Karl Nolle, MdL

DIE WELT, 13.12.2001

Biedenkopf bekam offenbar auch Nachlass bei Karstadt

Nach Medienberichten ist der sächsische Ministerpräsident nun nicht nur wegen Rabatten bei Ikea unter Druck. Es wird überprüft ob Nachlässe in beiden Häusern, etwas mit seinem Amt zu tun hatten
 
Berlin - Der wegen Vorwürfe der Vetternwirtschaft unter Druck geratene sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) soll nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung auch Vorteile bei beim Kaufhaus Karstadt genossen haben. Die Zeitung berichtet, eine Karstadt-Mitarbeiterin habe gesagt, die Frau des Ministerpräsidenten kaufe seit längerer Zeit zu Vorzugspreisen ein. Die sächsische Staatskanzlei habe dazu keinen Kommentar abgeben wollen. Ein Karstadt-Sprecher habe gesagt, über Einzelkonditionen würden keine Auskünfte gegeben.

Nach übereinstimmenden Berichten der "Sächsischen Zeitung" und der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" soll Biedenkopf am Mittwoch vor der CDU-Landtagsfraktion eingeräumt haben, dass es ihm leid tue, wegen der Nutzung eines Rabatts beim Möbelhaus Ikea für eine ungünstige Berichterstattung gesorgt zu haben. Dem Ehepaar Biedenkopf wird vorgeworfen, bei dem Möbelhaus einen Rabatt erwirkt zu haben. Der Regierungssprecher Michael Sagurna räumte dem Berichten zufolge ein, dass die Vorteile bei Ikea "offenbar auch etwas mit dem Amt des Ministerpräsidenten" zu tun gehabt haben.

Der frühere Landesinnenminister Heinz Eggert (CDU) soll Biedenkopf nach den Berichten am Mittwoch aufgefordert haben, seinen Zeitplan für einen vorzeitigen Rücktritt zu überdenken. Mit dem CDU-Landesvorsitzenden Georg Milbradt soll es wegen der Vorwürfe zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Milbradt soll nach dem Bericht der "Sächsischen Zeitung" Biedenkopf aufgefordert haben, "endlich alles auf den Tisch zu legen".

Ein Untersuchungsausschuss des sächsischen Landtags befasst sich bereits mit der so genannten Paunsdorf-Affäre. SPD und PDS werfen Biedenkopf vor, sich zu Lasten des Landes und zu Gunsten des mit ihm befreundeten Investors Heinz Barth für das Behördenzentrum in Leipzig-Paunsdorf eingesetzt zu haben. Die Oppositionsparteien gehen davon aus, dass dem Land durch überhöhte Mieten und eine lange Laufzeit ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe entsteht.
(Reuters)