Karl Nolle, MdL

Berliner Zeitung, AP, dpa, 31.12.2001

Biedenkopf: "Ich klebe nicht am Sessel"

Ministerpräsident schließt Rücktritt nicht mehr aus
 
DRESDEN, 30. Dezember. Nach Rücktrittsforderungen auch aus der eigenen Partei denkt der sächsische Ministerpräsident Kurt Biedenkopf jetzt erstmals offen über seinen baldigen Abschied aus der Politik nach. "Die Dinge nähern sich einem Punkt, an dem man sich fragt, ob das alles noch Sinn macht", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag". Er "klebe nicht am Ministerpräsidenten-Sessel", und man solle eine Aufgabe nicht länger machen, als man es selbst für nötig halte. In den nächsten Wochen werde er mit Freunden beraten, "wie man erreichen kann, dass sich unser Sachsen weiter so gut entwickelt". Zu seinen Zukunftsplänen sagt Biedenkopf: "Ich habe eine Menge anderer Dinge vor. Ich wollte eigentlich schon 1999 aufhören."
Biedenkopf räumte ein, in der so genannten Ikea-Rabatt-Affäre Fehler gemacht zu haben. Er hätte sich wohl mehr um die Einzelheiten kümmern müssen. "Aber es ist eine unglaubliche Boshaftigkeit, wie jetzt eine Meute über meine Frau herfällt. Das ist Rufmord", sagte der Ministerpräsident. Auch seine Frau Ingrid erklärte, sie habe ein reines Gewissen und werde selbstverständlich auch weiterhin nach Rabatten fragen.

Umzug nach Bayern?

Das Ehepaar Biedenkopf war zuletzt wegen eines sonst unüblichen Rabattes bei dem schwedischen Möbelhaus in die Schlagzeilen geraten. Seitdem wird über einen raschen Rücktritt des Ministerpräsidenten spekuliert. Mehrere CDU-Politiker waren in den Tagen vor Weihnachten von dem Ministerpräsidenten abgerückt und hatten ihm den Amtsverzicht nahe gelegt. Ursprünglich wollte Biedenkopf erst nach der Bundeswahl 2002 das Amt abgeben. Indirekt ließ er auch durchblicken, dass er nach seinem Rücktritt Dresden verlassen wird. Ihm gefalle es am Chiemsee sehr gut, sagte er. (AP, dpa)