Karl Nolle, MdL
Berliner Zeitung, 31.12.2001
Sachsen wird es besser gehen ohne Biedenkopf
Kommentar von Andreas Förster
Kurt Biedenkopf will in den nächsten Wochen über die Frage nachdenken, ob Sachsen auch ohne ihn klarkommen kann. Damit Sie nicht so lange nachdenken müssen, Herr Ministerpräsident, bekommen Sie hier die Antwort: Ja, es geht auch ohne Sie. Es geht sogar besser, weil in Dresden dann kein selbstherrlicher und selbstverliebter Sonnenkönig mehr sitzt, der die Demokratie denunziert, indem er jede berechtigte Kritik an seiner Person mit dem Vorwurf der Undankbarkeit abzuwürgen sucht. Es geht besser, weil sich Landesregierung und Parlamentarier dann nicht mehr auf Nebenkriegsschauplätzen bekämpfen müssen, sondern zu der Sacharbeit zurückkehren können, die der Freistaat so bitter nötig hat. Denn auch in Sachsen gibt es eine ganze Latte struktureller Probleme, die sich mit der Hilfe von Biedenkopfs Unternehmerfreunden nicht klären lassen.
Sachsen wird es ganz sicher besser gehen ohne Biedenkopf. Aber auch nur dann, wenn sich die politische Kultur im Freistaat schnell vom Skandaljahr 2001 erholen kann. Wenn wieder Sachlichkeit den Geifer in der politischen Auseinandersetzung ersetzt. Und wenn die Medien ihre Wächterfunktion verantwortungsvoller wahrnehmen, als sie es in der Schlammschlacht um Ikea-Rabatte und Kundenkarten taten.