Karl Nolle, MdL
DNN, 21.10.2000
"Die Gründung" wäre fast an der Messe vorbeigegangen
Gerettetes Schülerrechenzentrum stellt Jahresarbeiten vor
DRESDEN. Wenn es nach dem Schulverwaltungsamt gegangen wäre, säßen Fabian Hänsel(15) und Erik Steckler an diesem Nachmittag nicht auf dem Comtec vor dem Computer. Dicht machen sollte das Schülerrechenzentrum in der Paluccastraße, wo die beiden wie rund 160 andere begabte Jugendliche neben der normalen Schule einige Stunden wöchentlich Kurse besuchen.
Hätte sich das Amt im Frühjahr durchgesetzt, ließe sich jetzt von Fabian nicht hören, wie das von ihm entwickelte Strategiespiel funktioniert. "Die Gründung" heißt es, kein Bildschirmgeballer, sondern der Aufbau einer neuen Zivilisation. Eineinhalb Jahre hat er daran herum gewerkelt, gespielt habe es außer ihm noch keiner, sagt er. Seine "Gründung" ist nur eine von eine ganzen Reihe von Jahresarbeiten, die das SRZ an seinem Stand vorstellt.
Lehrer Michael Unger überrascht es nicht, dass die Jungen in ihren Herbstferien den Messestand des SRZ mitbetreuen, statt daheim zu faulenzen: "Die Schüler, die zu uns kommen, bringen ja nicht nur Begabung, sondern auch viel Interesse mit."
Eine Chronik haben Unger und seine Kollegin Steffi Heinicke mitgebracht - schon allein um zu zeigen, was da den Bach runter gegangen wäre. "Künftige Kaderschmiede" heißt es beispielsweise in dem Artikel über die Eröffnung durch SED-Bezirkschef Hans Modrow. Auch nach der Wende blieb sie bestehen, mit der Stadt als Träger.
Die derzeit für das SRZ wichtigere Meldung lässt sich in einem DNN-Ausschnitt von Ende Mai nachlesen: "TU Dresden wird Träger des Schülerrechenzentrum". Wirtschaftsbürgermeister Rolf Wolgast (SPD) hatte sich hinter die Sache geklemmt und als ersten Schritt verhindert, dass der Stadtrat die Vorstellungen aus dem Verwaltungsdezernat im Plenum absegnete. Unterstützung kam auch vom SPD-Landtagsabgeordneten Karl Nolle, Finanzhilfe sagte Chip-Hersteller Infineon zu.
Im SRZ, zuhause im Gebäude der 10. Sportmittelschule, können sich Schüler mit besonderem Interesse für Informatik oder Elektronik bewerben. Als weitere Eintrittskarte brauchen sie eine Empfehlung vom Informatiklehrer oder müssen einen erfolgreichen Kurs an der Jugendvolkshochschule hinter sich haben. Die Kurse starten mit Pascal-Programmen, gehen zu Windows-Programmen über und beschäftigen sich mit Grafikalgorithmen. In den Elektronikkursen entwerfen die Teilnehmer eigene Schaltungen.
(von Stefan Alberti)
Kontakt: auf dem Comtec Stand D15, Halle 2, sonst: SRZ, Gret-Palucca-Str.1, 01069 Dresden, Tel. 4941322