Karl Nolle, MdL
DNN, 17.01.2002
Stimmungsbarometer
Umfrage unter Politikern und Prominenten
Thomas Jurk, Chef der SPD-Landtagsfraktion, kritisierte die Art des Rückzugs von Kurt Biedenkopf (CDU). Der Regierungschef scheide im Zorn, hinterlasse "verbrannte Erde". Indem er seinen potenziellen Nachfolger Georg Milbradt „öffentlich als Königsmörder brandmarkt", übergebe er die Sachsen-Union in einem „katastrophalen Zustand".
Hohen Respekt" zollte dagegen Leipzigs SPD-Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee dem scheidenden Regierungschef. Trotz unterschiedlicher Standpunkte habe Biedenkopf Entscheidendes für die Aufbauarbeit im Lande und auch in der Messestadt geleistet. Die Erfolgsstory vom Aufbau Leipzigs ist ganz wesentlich mit dem Namen Biedenkopf verbunden.“
Der Chef der PDS-Fraktion Peter Porsch würdigte Biedenkopf als "klugen Politiker", der sich "unbestritten bedeutsame Verdienste" erworben habe. Gleichzeitig habe er mit seinen Affären die Landespolitik gelähmt. Sachsen brauche jetzt einen Neuanfang. Biedenkopfs Hofstaat bleibt eine Erblast".
Thüringens CDU-Ministerpräsident Bernhard Vogel zollte Biedenkopf Respekt für seine Rücktritts-Entscheidung. Die Sachsen haben in den fast zwölf Jahren seiner Amtszeit eine großartige Leistung vollbracht". Jetzt hat er die Hoffnung. "dass Biedenkopfs Nachfolger in seinem Geist das Werk fortsetzt".
Jens Weißflog, erfolgreichster deutscher Olympionike im Skispringen, war des Lobes voll: "1990 konnte Sachsen nichts Besseres passieren, als dass sich ein solcher Mann das Land engagiert. Das tut mir jetzt ein bisschen leid, dass es so ein Ende gefunden hat."
Kaum Bedauern indes bei Holger Zastrow: Für den FDP-Landesvorsitzenden hat Biedenkopf der CDU mit seiner Rücktrittserklärung „einen historischen Tritt verpasst. Die sächsische Union wird das gleiche Tal durchschreiten wie die Bundes-CDU nach dem Abgang Helmut Kohls".
(J.K.)