Karl Nolle, MdL
MDR-Online, 20.01.2002
Favorit Milbradt
Porträt
Georg Milbradt (56) gilt derzeit als aussichtsreichster möglicher Nachfolger von Biedenkopf. Der aus dem Hochsauerland stammende Volkswirtschaftler hatte nach Studium und Promotion zunächst eine akademische Laufbahn eingeschlagen. Nach seiner Habilitation im Jahre 1980 wechselte er aber schon sehr bald in die Politik.
1983 übernahm er die Aufgaben des Stadtkämmerers der Stadt Münster. Als anerkannter Finanzfachmann nahm er zusätzlich Lehraufträge an Hochschulen wahr und wirkte in überregionalen Arbeitsgruppen mit. So befasste er sich im Auftrag des Landes Nordrhein-Westfalen mit der Reform des kommunalen Finanzausgleichs. Für das Bundesfinanzministerium arbeitete er an einer Novelle der Gesetzgebung für die Unternehmenssteuer mit.
Vom Biedenkopf-Vertrauten zum Konkurrenten
Nach dem Wahlsieg der sächsischen CDU gewann Biedenkopf Milbradt für einen Wechsel von Münster nach Dresden. Auch wenn Milbradt mit seiner strikten Sparpolitik nicht nur Beifall fand, gab es selbst bei der Opposition Lob für seine Sachkompetenz. Innerhalb des Kabinetts verstand Milbradt es mehr als seine Kollegen, auch eigene Akzente zu setzen. Vor allem Hochschulminister Meyer scheiterte mit manchem seiner Vorhaben an Milbradt, der öffentlich oft als der eigentliche Hochschulminister bezeichnet wurde. Keineswegs knausrig zeigte sich Milbradt dagegen, wenn es um die Ansiedlung von Großunternehmen ging. Vor allem die in Dresden erfolgreiche Ansiedlungspolitik wird daher oft auch ihm zugeschrieben.
Lange Zeit schien Milbradt Biedenkopfs Wunschnachfolger zu sein. Dann forderten aber zu Beginn des Jahres 2001 bei der Wahl des CDU-Fraktionsvorsitzenden zwei Gegenkandidaten Amtsinhaber Hähle heraus. Biedenkopf witterte in dem Angriff auf seinen Vertrauten eine Intrige Milbradts. Kurzerhand entließ der Ministerpräsident seinen Finanzminister. Damals fielen auch die bösen Worte vom "hoch begabten Fachmann" Milbradt, der aber ein "miserabler Politiker" sei.
Was Biedenkopf nicht verhindern konnte, war die Wahl Milbradts im September 2001 zum CDU-Landesvorsitzenden. Obwohl Biedenkopf ausdrücklich seinen Umweltminister Flath favorisierte, entschied sich die Landespartei auf dem Glauchauer Parteitag mit deutlicher Mehrheit für Milbradt.
Milbradt ist verheiratet und hat zwei Kinder.
(MDR-Online)