Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 23.01.2002

Biedenkopfs Bärendienst

Kommentar von Gerhard Jakob
 
DRESDEN. Wer gehofft hat, mit der Rücktritts-Ankündigung von Kurt Biedenkopf sei das Schlimmste überstanden, muss sich getäuscht sehen. Ohne Not stößt ein IHK-Präsident keine Kassandra-Rufe aus, die den Ruf der Sachsen-Union noch weiter beschädigen könnten. Die Lähmungserscheinungen, die der Kammer-Chef beklagt, betreffen dabei nicht nur eine Partei, sondern das ganze Land.

Was und vor allem wer kommt nach Biedenkopf? Das ist die Schlüsselfrage. Noch wichtiger aber ist, dass die Antwort schnell kommt - die Menschen im Land haben einen Anspruch darauf.

Dabei zeigt sich: Mit seinem Entschluss, noch drei Monate im Amt zu bleiben, hat Biedenkopf dem Land einen Bärendienst erwiesen. Legt sich die CDU sofort auf einen Kandidaten fest, läuft der Gefahr, bis zur Abstimmung am 18. April durch unvermeidbare Debatten um die Person zerrieben zu werden. Lässt sich die Partei mit ihrer Empfehlung aber Zeit bis kurz vor der Abstimmung, könnte der fatale Eindruck entstehen, die CDU kann sich nicht entscheiden.

Beide Szenarien erzeugen das, was wir alle gerade jetzt am wenigsten brauchen können: Unsicherheit. Toll gemacht, Kurt Biedenkopf ...
(Gerhard Jakob)