Karl Nolle, MdL

DNN/LVZ, 03.03.2002

Jetzt Machtkampf um Amt des Ministerpräsidenten

Zwickauer OB Vettermann tritt gegen Milbradt an
 
Dresden. In Sachsens CDU ist der Kampf um die Nachfolge von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (CDU) offen entbrannt. Der Zwickauer Oberbürgermeister Dietmar Vettermann (CDU) kündigte gestern offiziell seine Kandidatur an und bekräftigte seine Absicht, neuer sächsischer Regierungschef werden zu wollen. Gleichzeitig griff er den bisher einzigen Kandidaten, CDU-Landeschef Georg Milbradt, heftig an.

Der Ex-Finanzminister habe den Rücktritt von Biedenkopf indirekt betrieben und sei deshalb nicht geeignet, neuer Ministerpräsident zu werden. "Ich stelle nicht die fachliche, aber die menschliche Eignung Milbradts in Frage", sagte der 44-Jährige, der auch CDU-Landesvize ist. Statt Intrigen brauche Sachsen eine "emotionale Leitfigur".

Die Tatsache, dass nun mehrere Kandidaten zur Verfügung stehen, hält Vettermann schon aus Gründen der innerparteilichen Demokratie für erforderlich. Der sächsischen Union fehle es derzeit an politischer Kultur, er sehe seine Bewerbung auch als Beitrag zur "Einheit der Partei". Gleichzeitig betonte Vettermann, er empfinde sich als Ansprechpartner für alle, die sich "in der Union nicht wohl fühlen". Im Fall einer Wahl wolle er mit dem bisherigen Kabinett weiterarbeiten.

In der sächsischen CDU stieß die Kandidatur gestern überwiegend auf Kritik. Führende Christdemokraten warfen Vettermann eine "Spaltung der Partei" vor. Es gebe Anlass für die Vermutung, dass Vettermann mit seiner Bewerbung Milbradt Stimmen wegnehmen wolle, um den Weg für einen dritten Kandidaten freizumachen. Vettermann wies das gestern zurück.

In einer Woche bestimmt die Sachsen-Union auf einem Sonderparteitag einen Kandidaten, dieser wird voraussichtlich Mitte April im Landtag gewählt.
(Eig. Ber./J.K.)