Karl Nolle, MdL

Agenturen, ddp-lsc, 15:37 Uhr, 09.03.2002

Das Rennen ist gelaufen - gegen den König: Die CDU nominiert Georg Milbradt für die Biedenkopf-Nachfolge

 
Dresden (ddp-lsc). «Georg, herzlichen Glückwunsch!» Kurt Biedenkopf reichte die Hand. Ganz kurz. Der Regierungschef war einer der ersten Gratulanten, als das Wahlergebnis am Samstag kurz nach zwölf Uhr feststand: Mit 71,2 Prozent setzte sich Parteichef Georg Milbradt auf dem Sonderparteitag der sächischen Union gegen seinen Konkurrenten, den Zwickauer Oberbürgermeister Dietmar Vettermann, durch. Die knapp 240 Delegierten nahmen die Entscheidung mit Beifall auf - in Jubelstürme verfielen sie nicht.

Der von Biedenkopf vor einem Jahr geschasste Finanzminister hat damit die vorletzte Hürde auf dem Weg an Sachsens Regierungsspitze genommen. Am 18. April wird der Landtag den Nachfolger Biedenkopfs küren und der Nominierte auf die CDU-Stimmenmehrheit bauen können - trotz der öffentlich seit Wochen und Monaten zur Schau getragenen Zerstrittenheit. Fraktionschef Fritz Hähle, bislang bekennender Milbradt-Kritiker, scheint sich jedenfalls mit der Kandidatenkür abgefunden zu haben: «Es gibt kein schlüssiges Argument, jetzt in der Fraktion zu einem anderen Ergebnis zu kommen», sagt er.

Milbradt pocht auf die Einigkeit der Partei. Agierte der Favorit in seiner Bewerbungsrede eher emotionslos, wurde er nach der Wahl doch noch einmal kurz lauter: «Jetzt ist Schluss mit der Personaldebatte.» An Vettermann soll es nicht liegen. Der Kommunalpolitiker, der seinem Kontrahenten vor einer Woche noch die «menschliche Qualifikation» für das Amt absprach, will loyal zu seinem Parteivorsitzenden sein und CDU-Vize bleiben.

Nicht nur er selbst fand, dass seine Niederlage ein «gutes Ergebnis» gewesen sei. Kurt Biedenkopf zollte dem Unterlegenen ebenfalls seinen Respekt, was dieser als «besondere Wertschätzung» empfand. Der Ministerpräsident gratulierte ihm nach der Wahl - der Händedruck schien etwas herzlicher als andere an diesem Tag. Und dann blickte Biedenkopf nach vorn: «Der Weg, der vor uns liegt, bleibt schwierig.»

ddp/tmo/lmh
091537 Mrz 02

(Von Tino Moritz)