Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 19.03.2002

Mobilitätsprämie auch für Wegzug nach Bautzen

Abwanderung aus Sachsen nimmt zu
 
DRESDEN. Die Abwanderung aus Sachsen nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Jetzt schlägt die SPD Alarm und drängt auf Gegenmaßnahmen.

Der Verlust von über einer halben Million Einwohner seit 1989 ist zwar zu vier Fünftel auf einen hohe Sterbeüberschuss zurückzuführen. Aber seit dem vorigen Jahr wird er von den Wanderungsverlusten überholt. Die SPD-Landtagsfraktion legte gestern eine differenzierte Analyse vor:

- Das Hauptproblem liegt in den ländlichen Kreisen fern der Großstädte. Seit 1996 verfünffachte sich der Wanderungsverlust an der Peripherie von 2,3 auf 10,9 pro 1000 Einwohner. Von den 18- bis 25-Jährigen verschwindet ein Viertel in nur fünf Jahren.

- Vor allem junge Frauen kehren Sachsen den Rücken. Per Saldo wanderten 69000 seit 1990 ab, während es bei den Männern ein Plus von 6800 gibt. Der Geburtenrate hilft das nicht.

- Die Elite haut ab. 1997 hatten 24 Prozent der Westwanderer Abitur, im Jahr 2000 schon 47 Prozent.

Alt Gegenmittel empfahl der SPD-Abgeordnete Karl Nolle gestern, die Wanderung innerhalb von Sachsen zu unterstützen, um die Menschen wenigstens im Freistaat zu halten. Mobilitätsprämien sollen nicht nur beim Wegzug nach München, sondern lieber nach Dresden, Leipzig oder gar Bautzen gezahlt werden. Chancen sollten ihnen durch gezielte Förderung von Mittelstand und Existenzgründungen eröffnet werden.

Für die Randregionen forderte Fraktions-Chef Thomas Jurk gleichzeitig Marketing-Offensiven. Die Oberlausitz müsse mit ihren Schönheiten europaweit bekannt gemacht werden.
(Stefan Rössel)