Karl Nolle, MdL

Pressemitteilung, 03.11.2002

Strafanzeige gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Beweisunterdrückung

Anonymer Zugang von Tonbandaufnahmen und Protokollen von vermutlich Oktober 1995
 
Karl Nolle, SPD-MdL
Mitglied des Sächsischen Landtages
Bärensteiner Strasse 30
01277 Dresden





An die
Generalstaatsanwaltschaft
Herrn Generalstaatsanwalt Schwalm

Gutenbergstraße 5

01307 Dresden



Dresden, den 1.11.2002


Strafanzeige

gegen Unbekannt wegen des Verdachts der Beweisunterdrückung
und aller weiteren in Betracht kommenden Delikte




Sehr geehrter Herr Dr. Schwalm,

die diesem Brief beiliegende Minikassette ist mir in der letzten Woche anonym über den Briefkasten meines Bürgerbüros zugegangen, nachdem ich einige Tage zuvor einen ebenfalls anonymen Anruf erhielt, in dem mir der Zugang eines Datenträgers über den Fall Fischer/Kapelke/Schramm angekündigt wurde. Der Kassette beigefügt waren zwei Protokolle, eines datiert auf den 21.10.1995 sowie eines datiert auf den 26.10 1995. Diese Protokolle befinden sich im Anhang dieser Strafanzeige.

Die Protokolle stimmen mit der Kassettenseite A , Aufnahme lt. Protokoll vom 21.10.95, sowie der Kassettenseite B, Aufnahme laut Protokoll vom 26.10.95 überein, was m. E., trotz teilweise schlechter Aufnahmequalität, im Wortlaut eindeutig nachvollziehbar ist.

Beide Tonaufnahmen stimmen mit Beschreibungen (Anfangssituations- und den Ortsbeschreibungen), aus dem Zwickauer Urteil überein, daher ist anzunehmen, dass sie authentisch sind. Der vermutete Ablauf des Gespräches vom 21.10.95 wird im Urteil des Landgerichtes Zwickau 2 Kls 611 Js 21.329/97 Seite 9 oben beschrieben. Der vermutete Ablauf des Gespräches vom 26.10.95 wird auf Seite 11 (Mitte) des selben Urteils beschrieben. Die nun aufgetauchten Aufzeichnungen weichen allerdings ganz offensichtlich vom im Urteil beschrieben Tenor ab.

Die Strafkammer Zwickau hat den Zeitpunkt der Tathandlung „nach Ort, Ziel und Inhalt“ in das Gespräch am 21.10.95 gelegt (Seite 113 unten). Sie hat die Festlegung des Tatzeitpunktes und weiterer Einzelheiten in das Gespräch vom 26.10.95 (Seite 11/12) gelegt.

Insofern sind die Inhalte der beiden Gespräche vom 21. und 26.10.02 prozessentscheidend. Grundlage dieser Annahmen des Gerichtes waren damals die Aussagen des Zeugen Kapelke.

Wenn die nun aufgetauchten Aufnahmen und Protokolle authentisch sind, und es spricht m.E. einiges dafür, dann stützen diese Dokumente die bisherigen Aussagen von Kurt Fischer und nicht die des Belastungszeugen Kapelke, zu dem die Zwickauer Strafkammer festgestellt hat „Kapelke war, (...) aufgrund seines Lebenswandels und seines eigenen wirtschaftlichen Interesses am Verfahren, unglaubwürdig“ (Urteil Seite 113).

Wenn heute, 7 Jahre nach den damaligen Vorkommnissen, diese Aufnahmen auftauchen und bisher zu keiner Zeit in die diversen Verfahren eingeführt waren, stellen sich mir folgende Fragen:

·Wer hat diese Aufnahmen damals, wie und/oder in wessen Auftrag gemacht?
·Gehören diese Aufnahmen zu den damals im Prozess vom LKA eingeräumten „versehentlichen“ illegalen Aufnahmen, die vernichtet sein sollen und die disziplinarische Folgen gehabt haben sollen?
·Haben das LKA oder andere Landesbehörden damals nicht alle Beweismittel lückenlos vorgelegt?
·Wurden die Aufnahmen, in Kenntnis des möglicherweise entlastenden Inhaltes, in die Verfahren bewusst nicht eingebracht?

Sehr geehrter Herr Schwalm, diese Fragen und die beschriebenen Vorgange und Widersprüche haben mich veranlasst, Strafanzeige zu stellen und Ihnen die Tonaufnahmen und Protokolle zur Ermittlung zu überreichen.


Mit freundlichem Gruß

Karl Nolle, MdL



Anlagen:
Minikassette Olympus MC 60

Anhang:
Gesprächsprotokoll vom 21.10.1995
Gesprächsprotokoll vom 26.10.1995

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Gespräch: Fischer/Kapelke vom 21.10.1995 in Planegg/Park

K: Haben Sie s Auto abgesperrt, Herr Fischer?

F: Ja, net dass des noch weg kommt. Also, bevor ich mit Ihnen jetzt ein Gespräch führe, äh, ich bin mir schon gar nicht mehr sicher, was hier alles abläuft. Lassen Sie mal zeigen, ob Sie ein Abhörgerät haben.

K: Na gut, wenn Sie wollen, ick hab damit keine Probleme. Da is nichts dabei, aber wenn Sie mich durchsuchen wollen – bitte.

F: Es ist schon lustig. Mensch, wenn uns da einer sieht, der meint ja, wir sind Schwule,

K: Ja, aber jetzt nun werden Sie wohl ja nicht dagegen haben, wenn Sie schon so schlechte Gedanken haben, dass ick vielleicht auch nun ....auch prüfe, ob sie wat dabei haben, weil Sie könnten es ja auch aufzeichnen.

F: Was Sie alles von einem Sparkassendirektor denken! Na also, fangen’s an

K: Jetzt sagen Sie doch mal..äh..äh..

F: Jetzt lassen Sie mich erst mal. Lassen Sie mich erst mal.

K: (undeutlich) fangen Sie mal an..

F: Lassen Sie mich, es ist mir wichtig. Sagen Sie doch mal, beim letzten Gespräch mit Herrn Greindl – ich hab Sie ja angerufen, weil es der Frau Rauthe und mir zu gefährlich wurde. Was haben Sie denn da eigentlich gemeint?

K: Wat meinen Sie da genau?

F: Als wir mit Frau Rauthe, Herrn Greindl, Ihrer Sekretärin gesprochen haben, da kamen ja ganz seltsame Vorstellungen von Ihnen und das hat bei uns Ängste ausgelöst, ne. Was meinen Sie denn, wenn wir uns jetzt hier so schön auf ner Parkbank hingesetzt haben, nachdem Sie ja zu faul sind hier ein bisschen zu laufen äh... wenn ich ehrlich bin, ich bin da sehr unsicher geworden...weil... Erfolg haben Sie bisher ja noch nicht gehabt.

K: Was heisst hier kenen Erfolg Herr Fischer. Ick kann nicht zaubern, wir haben einige Sachen gemacht, die Zeit brauchen, die Observation braucht eine lange Vorbereitung wir haben die Sache mit Belgien mit diesen Firmenübernahmen usw. geprüft... Ick habe selbst mit den Belgiern gesprochen...und ..äh..wie gesagt....gut Ding will Weile haben. Sie dürfen da nicht so ungeduldig sein. Wir machen wat wir können. Aber es muss eben alles seinen Gang gehen. Den Vorwurf mit kenem Erfolg kann ich mir zu dem Zeitpunkt jetzt nicht so im Raum stehen lassen.

F: Was jetzt letztendlich mit den Autos – da können wir nachher nochmal drüber reden. Da ist auch nichts rausgekommen. Weil – des wichtigste is mir – ich will natürlich nicht irgendwo hineingezogen werden. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was hier geschieht. Weil – die Information, die haben Sie jetzt nicht – hoffe ich zumindest. Wir haben in der Sparkasse da eine Versicherung für Entführungsfälle und ..nicht dass Sie da auf irgendeinen Schmarrn kommen.

K: Wieso?

F: Ja Sie haben zu mir gesagt und auch zur Frau Rauthe äh ein paar Tage verschwinden lassen usw. und so fort ..Sie müssen sich mal vorstellen, wenn der tatsächlich da ein paar Tage verschwinden würde..die Truppe von der Lloyds oder auch von der Risk Gruppe – so glaub ich heißt die –da wär richtig der Teufel los. Das kann ich mir als Sparkassendirektor beim besten Willen nicht erlauben. Da würde der Schramm nur drauf warten.

K: Also die Risk-Gruppe äh äh die kenn ick.

F: Was? Die kennen Sie? Ja woher denn?

K: Ick habe früher mal ein paar Jahre fürs BKA gearbeitet und äh da hab ick auch die Leute von Lloyds kennen gelernt.

F: Aha. Ja, waren da mehrere Leute, mit denen Sie da zusammengearbeitet haben?

K: Da war eine Gruppe äh 17 Leute, die auf einen Schlag da ihre Marken hingelegt haben

F: Was, 17 Leute? Wahnsinn.

K: Die sind aufgelöst worden in verschiedene Abteilungen. Das war ne verdeckte Ermittler-Abteilung gewesen, die zentral geleitet wurden und die sind auf mehrere Abteilungen aufgelöst worden. Ick habe mich dann aber selbstständig gemacht, weil dann auch die Zusammenarbeit gestört war.

F: Ach wissen Sie. Drum werde ich so unsicher. Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass da ein Beamter mit so ner tollen Versorgung da geht, aber wenn Sie’s sagen, so wichtig wird’s wohl nicht sein, da müssten Sie doch noch Beziehungen haben, dass man da einfach mehr von der Vergangenheit vom Schramm rauskriegt. Kennen Sie denn da niemanden mehr?

K: Ick hab Ihnen ja schon einmal gesagt, ick kenn noch nen Kripobeamten aus Zwickau, und den werden wir noch mal anzapfen, ob es da noch ein paar Informationen gibt, mit dem mal reden, der hat aber sicher auch seine Beziehungen.

F: Das haben Sie mir schon einmal geschrieben, dass Sie da von Zwickau einen kennen. Ich bin gespannt.

K: Jetzt äh.. jetzt zum anderen Thema ...wie kommen Sie denn auf äh eine Entführung? Würden Sie denn auch an so etwas denken?

F: Das versteh ich jetzt aber nicht. Wer hat denn von Entführung, ein paar Tage verschwinden lassen....also nicht dass wir jetzt da aneinander vorbei reden. Aber jetzt wenn da hier schon solche Sätze fallen mit Entführung und so ...jetzt sagen Sie doch mal, wären Sie denn jetzt für so was da auch bereit also ich muss fast lachen – weil als 6jähriger hatte ich mal vor die Königin Elisabeth zu entführen und für 1oo Millionen frei zu pressen und jetzt, jetzt führe ich – ach, der Kapelke muss schon wieder rauchen –

K: (undeutlich im Hintergrund)

F: aber jetzt führen Sie mit mir hier solche Gespräche. Also, letztendlich Herr Kapelke, und das ist schon das Entscheidende, wollen Frau Rauthe und ich in Ruhe arbeiten. Und der Schramm tut alles, um mich zu schikanieren. Damals, als Kind, das hat mich auch interessiert mit der Oetker-Entführung. Und ich seh auch gerne Krimis. Da überleg ich mir immer, wie würdest denn du die Geldübergabe machen. Aber jetzt kommen Sie hier....

K:...mit der heutigen Technik ist das wohl gar nicht machbar...wir müssen erstmal ...äh ... ihn entführen oder ein paar Tage verschwinden lassen und dann muss man weiter sehen.

F: Also, wenn ich mir jetzt vorstelle, welche Gedanken man kriegt, letztendlich wollen wir unsere Geschäfte führen uns sonst gar nix. Eins muss man diesem Schramm lassen: man kommt schon gar nicht mehr zur Arbeit, da kommen einem die blödsten Ideen. Jetzt reden Sie schon von entführen, vor kurzem waren es noch ein, zwei Tage, äh, ein paar Tage verschwinden lassen haben Sie damals gesagt, also rein aus dem Herzen könnt ich’s mir sogar vorstellen, aber beim Strafmaß von 15 Jahren ..

K: Da haben Se recht..da haben Sie recht, dass da Risiken drin stecken.

F: ja, und das ist der auch nicht wert, da würde sich der nur freuen, weil letztendlich – durchgekommen ist bisher noch keiner.Und - man kann über alles reden, welchen Maßnahmen wir einleiten, damit endlich die Schakanen gegenüber der Frau Rauthe und mir aufhören. Aber jetzt muss man erst mal überlegen, was wir machen wollen und wie Sie Erfolge aufweisen können – und um das geht’s.

K: Wenn Sie mir Zeit lassen, werden wir auch Erfolge haben.

F: Aber, eins mal sehr, sehr deutlich, Herr Kapelke, ich habe so den Eindruck, wie ich brauch nur mal das andere Thema was mir viel mehr am Herzen liegt – das mit den Autos. Hier geht’s um 3.83o Autos glaub ich oder irgend so eine riesige Zahl. Wo sind denn derzeit die Autos und wer hat da Ansprüche......(undeutlich)? Dass wir doch da mal wirklich, wenn wir jetzt hier schon mal ein bisschen Zeit haben und ....

K: Herr Fischer, das ist ein riesen Thema. Äh..es ist so, dass ein Teil der Autos arrestiert sind äh es sind einige Prozesse anhängig äh es muss in Teilbereichen auch noch geprüft werden, kann man die zur Konkursmasse (undeutlich)..ziehen. Einige der Fahrzeuge stehen bei Hemland (? undeutlich) Da hab ich aber zu Herrn Greindl schon gesagt, dass wenn falls die bei Hemland stehen... verkauft werden würden, dass ist der Anspruch, den die Händler immer noch da laut Auskunft des Konkursverwalters ..also das ist eine ewige Litanei äh es werden auch sehr, sehr hohe Kosten produziert, ein Teil der Fahrzeuge wie gesagt sind arrestiert, stehen in einer Garage...

F: wo ist denn die Garage?

K: äh die ist in Regensburg und da mussten Kosten in die Hand genommen werden äh für eine Alarmanlage, die Halle musste gemietet werden äh..wie gesagt also riesen Aufwand, der da..

F: Wie vielen Autos stehen denn da in der Halle?

K: In der Halle, so genau kann ick s Ihnen jetzt nicht sagen, aber ick glaube es sind so 15, 10 oder zwischen 10 und 15 ...

F: Ja, warum stehen die in der Halle und..

K: Das sind hochwertige Fahrzeuge, zwei drei Oldtimer, Ferrari, Lamborghini..

F: Lamborghini, das war mal mein Lieblingsauto

K: Ja, das ist auch sehr modern, die Türen klappen nach oben hoch und des..

F: Oha! Aber das darf natürlich ein Sparkassendirektor nicht fahren. Leider

K: Das wäre sehr..da brauchen Sie sich keine Gedanken machen, ja

Gelächter

F: Ohne wenn und aber, das kann man so sehen und so sehen. Dass ich derzeit nichts mehr glaube, ist bei dem Umfeld ja mehr wie verständlich. Aber ganz deutlich Herr Kapelke ohne wenn und aber: wenn Sie bei Herrn Greindl eine Anzahlung kassiert haben und äh die Fahrzeuge gibt’s überhaupt nicht dann oder stehen nicht zur Disposition oder Sie sind gar nicht bevollmächtigt dazu, dann wird’ ich unangenehm. Also sie zahlen dann innerhalb kürzester Zeit die Anzahlung zurück also ich sags ungern, das liegt mir nicht so, aber dann erstatte ich Strafanzeige also es ist ohne wenn und aber ...

K: Sie können sicher sein, die Autos gibt es, sie haben ja schließlich auch die Liste mit den Fahrgestellnummern. Aber jetzt ist ganz natürlich auch .. und das muss man deutlich sagen .... es müssen noch einige Prozesse geführt werden, das sagte ich ja schon vorhin ...

F: Also das mit den Fahrgestellnummern, die riesen Liste, die hab ich gesehen, sonst hätte ich auch da gar nicht so viele Gespräche geführt, weil das stimmt, aber ..jetzt müssen dann aber wirklich mal die Prozessakten auf den Tisch, das müssen wir in Kürze dann mal anleiern. Aber ..jetzt noch mal wegen den Maßnahmen, um in der Sache Schramm weiter zu kommen. Man muss sich natürlich alles überlegen äh..aber mein Bauch knurrt schon, wir würde ich sagen telefonieren wir noch mal mit einander. Sie überlegen sich, wie wir zu einem Erfolg kommen, dass da mal endlich Ergebnisse da sind. Weil letztendlich – die zählen

K: Herr Fischer, Sie können sicher sein, ich mach, was Sie wollen und ich werde jetzt nachher den Plan machen und dann werden wir diesen Plan erörtern und dann sehen wir weiter.

F: Also ich seh schon, das heute bekommen wir nicht hin, aber ich hab in kürze Urlaub und wir kommen da zu keinem Ergebnis. Da haben Sie vollkmmen Recht, Sie überlegen sich jetzt ihre Aktionen, sie sind verantwortlich dafür, dass ein Erfolg zustande kommt. Dafür haben Sie auch von Herrn Greindl den Auftrag bekommen und auch das Geld und dann müssen wir weiter sehen.

K: Frage: wie geht’s eigentlich Ihren Kopfschmerzen?

F: na ja, sind jetzt schon ein bisschen weg, ich lauf jetzt noch mal ein paar Meter und dann müssen wir dann sehen, wie wir zu Rande kommen. Aber auf eins freu ich mich natürlich schon: mit dem 6oer Spiel

Abbruch

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Gespräch: Fischer/Kapelke vom 26.10.1995 in Mittweida/Sparkasse

F: So, entschuldigens Herr Kapelke, aber ich musste noch unbedingt was erledigen. Wollen Sie irgend etwas trinken? Ich war eben so unhöflich und habe Ihnen gar nichts angeboten, Kaffee oder Saft?

K: Ne, nen Kaffee brauch ich nicht, ich hab auf der Raststätte was getrunken. Aber es freut mich, dass Sie hier ähh.. nen Aschenbecher besorgt haben. Sie wissen ja, dass ich stark rauche. Ich möchte Ihnen vor dem Urlaub nicht endlos viel Arbeit machen...

F: Also normal, das wissen Sie ja, darf bei mir keiner hier rauchen. Aber ich weiß, Sie sind ja schon süchtig. Da müssen wir nachher die Fenster aufreißen.

K: Ein Laster muss man haben.

F: Ich hab schon alles vorbereitet. Äh, ich hol dann, ach ich glaub ich habs schon hier, die neuen Wechsel. Wie war denn die Fahrt?

K: Die Autobahn war frei gewesen, aber was immer chaotisch ist, ist hier um ihr Haus rum nen Parkplatz zu kriegen.

F: Ja, des stimmt. Da hats die Sparkasse ja ganz gut. Die hat ja des den Parkplatz vom Deutschen Haus und da geht’s dann einigermaßen. Äh..welches Datum haben wir denn dann trag ich des da ein..

K: Heute ist der 26. .........undeutlich

F: So...Brauchen wir gar nicht drüber reden. Sie wissen schon, wie die Summe von dem Wechsel ist, alles drum und dran ist ja nichts groß verändert. Müsstens dann hier noch unterschreiben, ne, mmmm ...Gottes Willen..Sie bemerkens selber a ne... ach ..macht nix. Ich gib dann mal kurz..was mach ich denn....ja, des Fräulein Vielmeier soll neue Wechselformulare besorgen und dann können wir noch n bisschen ratschen.

K: zustimmendes Gemurmel

F: ja genau, machen Sie mal, gut .... Mensch, Fräulein Vielmeier, uns ist was passiert........
So, bin ich wieder da. Fräulein Vielmeier, die gibt des runter und dann wird das geschrieben. Was gibt’s denn eigentlich neues mit der Oberservation von unserm lieben Schramm?

K: Observation ist angelaufen. Ääh bzw. sind wir im Moment dabei die Wegroute mal zu testen, wie der jeden Tag zu seinem Büro fährt.

F: Aber das hilft Ihnen doch nichts, herauszufinden, ob der bei der Stasi war, wenn Sie wissen, wie der morgens fährt?

K: Ne, aber da bereiten wir an und für sich auch en anderen Plan mit vor.

F: Ja, welchen Plan denn?

K: Ja, mit der Entführung, die Angelegenheit

F: Wie mit der Entführung? Ach so, ich weiß schon, was Sie meinen. Was Sie damals bei der Frau Rauthe und danach schon einmal gesagt haben mit ein paar Tage verschwinden?

K: Ja

F: Warum, was hats denn da auf sich? Weil die Frau Rauthe, aber auch ich - wir haben Sie ja damals sofort angerufen und haben natürlich schon ein bisschen Angst gehabt und wollten das ja nicht.

K: Da hab ich mir schon ein paar Gedanken gemacht und man könnte ja schließlich das Gute mit dem Schlechten bzw. das Schlechte mit dem Guten verbinden....

F: lacht ..ja,ja...

K: das Nützliche machen, so dass man auch ein bisschen mit Geld verbindet.

F: Ahh...Da spricht der ganze Kapelke. Und dann wieder zurück geben?

K: Das wäre aber schade.

Gelächter

K: Also wenn Sie das mit der Geldübergabe hinkriegen würden äh dann könnten Sie sicher sein, dass wir das auch mit der Entführung auch hinkriegen würden. Weil da seh ich an und für sich keine Probleme. Wenn Sie irgendwie den Schramm also los werden wollen, dann würde die ....

F: Mensch Meier, ich kann gar nicht zuhören (lacht) Wenn uns da..wenn wir wirklich ne Wanze da drin hätten, die würden glaube ich reinmarschieren.

K: Na ja, also....(undeutlich)

F: ist denn das schon vorbereitet?

K: Ja, mmh, vorbereitet man muss sich da eben Gedanken machen und äh der Plan äh insbesondere die Geldübergabe...das muss alles seinen Gang gehen.. und so zum Beispiel könnte man ihn, wenn sein Fahrer ihn abholt, äh abfangen

F: Also das ..Sie machen mich richtig unsicher. Ich weiß schon gar nicht mehr, was los ist. Äh ..die Vorbereitungen, also da sind schon richtig, Sie haben sich da schon Gedanken gemacht und alles?

K: Ja, sie haben doch gesagt, ich soll mir Gedanken machen, dass wir in Ihrem Urlaub die ganze Angelegenheit irgendwie zum Ereignis bringen.

F: Ich kann mich beim besten Willen nicht erinnern, da irgendwelche Aktivitäten fest in Auftrag gegeben zu haben. Sie sollen so schnell wie möglich Ergebnisse bringen, das hab ich gesagt. Dazu stehe ich auch

K: Das dauert aber noch etwas und ich muss den Plan ja auch noch etwas vorbereiten. Und äh so ne Oberservation vorzubereiten ist sehr aufwendig und außerdem habe ich auch erhebliche Liquiditätsprobleme.

F: Natürlich sollten Sie Vorschläge bringen, dass wir vorwärts kommen äh. Und also ich bin jetzt richtig sprachlos ..

Geräusch (technisch?)

F: Jetzt fahr ich erst mal in Urlaub. Und dann können Sie mir Ihre ganzen Pläne ja mal auftischen, würde ich sagen.

K: und was machen wir derzeit mit meiner Liquidität?

F: Unser lieber Herr Kapelke, der ist immer klamm. Mmmh..was wär denn noch offen? Eigentlich würd ich schon da helfen wollen. Was mir jetzt noch einfällt: die Wanzengeschichte, die haben wir schon abgerechnet. Aber die Überprüfung von dem Einschubkasten, die glaub ich, die fehlt noch.

K: Was kann ich denn da berechnen?

F: mm....5oo Mark, aber inklusive Mehrwertsteuer!

K: Ja, ne das müssen wir schon plus Mehrwertsteuer machen, weil wenn ich es inklusive mache, muss ich die Mehrwertsteuer ja auch abführen (undeutlich).

F: Dann machen wirs halt mit Mehrwertsteuer, aber wie gesagt, nach meinem Urlaub brauch ich Ergebnisse und da würd ich sogar in meine Privatschatulle greifen, das muss ich schon sagen.

K: Das brauch ich aber jetzt

F: Jetzt gleich vor dem Urlaub noch? Also bar geht bei uns gar nichts. Aber jetzt so hoch ist der Betrag nicht. Faxen Sie mir morgen die Rechnung und dann sorg ich dafür, dass das vor dem Urlaub noch angewiesen wird.

K: Das is n Wort und ich bereit in dieser Zeit alles vor, so dass wir am Freitag nach ihrem Urlaub mit der Aktion starten können.

F: Wie ne Aktion?

K: Naja das muss man dann mal sehen. Ich überlege mir das alles und mache Ihnen dann nen ordentlichen Vorschlag und den Zeitraum können wir dann im einzelnen ja noch abstimmen.

F: Aber Sie Herr Kapelke ich fahr jetzt erst mals in Urlaub. Die letzten Wochen waren sowieso äußerst turbulent. Nicht dass ich zurück komme und dann ist der Teufel los. Vor dem Freitag nach dem Urlaub passiert überhaupt nichts.

K: Das ist doch klar.

F: Das müssen wir fest vereinbaren.

K: Sie können sicher sein, äh, wenn überhaupt startet es erst nach Ihrem Urlaub

F: Sicher?

K: Ja. Ganz sicher. Ich finde aber man sollte das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden.

F: lacht, jetzt kommt der Herr Kapelke wieder voll durch. Sie meinen die Versicherung in Anspruch nehmen, oder was ?

K: Ja ganz genauso mein ich’s, ganz genauso mein ich’s.

F: Also lustig wärs ja schon, den da mal für ein paar Tage zu haben. Da könnt man den mal befragen ober er bei der Stasi war, weil ich bin überzeugt, der Bursche der war dabei. Da könnt er’s gleich noch aufschreiben.

K: Aufschreiben muss er sowieso, was er in diesem ganzen Zeitraum gemacht hat und vielleicht ist dann das Ergebnis, dass wir gar nicht mehr recherchieren brauchen.

F: Na ja, aber. Ich weiß, unter dem Druck, wo wir stehen, und so wie der uns schikaniert kommt man auf die blödsten Ideen. Aber auf den Schmarrn einlassen, des glaub ich des kann man nicht machen. Und zweitens wenn ich’s mir überleg die Leute die reden immer viel wenn der Tag lang ist. Letztendlich käms dann doch nicht dazu.

K: Wer sagt denn des. Ich mache einen Plan und stelle Ihnen den Plan nach Ihrem Urlaub vor und dann werden wir weitersehn.

F: Aber, ich würd mal sagen Sie kriegen die Namen von den Stasileuten und von den anderen noch und vielleicht hat dann von denen einer ausgepackt. Aber wenn ich zurück komme vom Urlaub wenn Sie wirklich da heiße Informationen haben, dann geben Sie mir die nicht am Telefon, weil der Heilige, der kennt jeden Schritt von mir. Im Verwaltungsrat gehe ich rein, da spüren wir, der bereitet sich richtig vor, der hat jeden Beschluss vorher. Ich bin immer noch überzeugt, dass wir Wanzen hier haben. Also..

K: Also des mit den Wanzen hab ich Ihnen ja gesagt, das ist mehr als unwahrscheinlich. Wobei man absolut sicher nicht sein kann, aber ich geh mal davon aus, dass der Schramm nun nicht über diese Techniken verfügt und ick war ja mit dem Kollegen hier, wir haben die Räume...

F: Der von Zwickau da, jaja

K: wir haben die Räume dementsprechend untersucht. Die Computer sind untersucht worden. Wir haben den Einschub untersucht. Weder aktive Wanzen noch inaktive Wanzen sind gefunden worden. Wobei die Inaktivität bedeuten würde, dass man immer von draußen die aktivieren müsste und dann müsste also immer irgendwo ein Auto rumstehen, was in so ner Kleinstadt ja auch auffällig wäre. Ich hab hier letzens an Ecke gestanden und habe ne Weile im Auto gesessen bzw. ein Mitarbeiter und da ist auch gleich die Polizei gekommen, warum wir da so lange stehen usw. Fällt hier alles auf. Ich bin ziemlich sicher, dass also Wanzen hier nichts, nichts im Gange ist und das mit dem Einschub äh dass er Beziehungen zur Telekom hat, also dass die Telekom ihm des macht, das kann ich mir auch nicht vorstellen, wobei nichts ausgeschlossen ist, und dementsprechend muss man auch vorsichtig sein.

F: Nja. Jetzt kann man nur hoffen, aber mit der Technik hab ich’s nicht so. Jetz schau ich mal, ob die Wechsel schon neu geschrieben sind und dann sehn wir weiter. Woll’ns noch ne Zigarette rauchen und zweitens jetzt muss ich erst mal schaun. Die meinen ja sonst, wir hecken noch hier irgend was aus.

K: Das tun wir doch, oder nicht?

F: Naja, kann man sehn wir man will.

Geräusch

F: Na, ich weiß nicht. Ihre Vorschläge, die hören sich ja schon sehr, sehr septisch an. Das Schlimme ist, dass der Typ, und das muss ich jetzt mal wirklich sagen, uns so schikaniert, und des bei den Zahlen. Stellen Sie sich mal vor, wir erwirtschaften 15mal so viel Gewinn wie die anderen Sparkassen im Osten im Durchschnitt prozentual und sogar doppelt so viel wie die Westsparkassen. Und der schikaniert uns, das ist sagenhaft, mit allen Mitteln.

K: Det versteh ich nicht. Der müsste dann natürlich zufrieden sein mit dem Ergebnis, egal wie die hier zustande kommen, aber (undeutlich).......

F: Und ich fühl mich auch wieder so komisch, ne. Ich war voriges Mal, ist schon ne Zeit jetzt her, beim Arzt, weil ich glaub zwischenzeitlich schon, dass ich hier vergiftet werde, oder dass man mir ins Essen was reintut, aber der hat mich gecheckt von oben bis unten, hat aber gleich gesagt, also wenn das ein raffiniertes Gift oder raffinierte Drogen wären, dann kann man das erst feststellen, wenn ich tot wär. Das beruhigt einen überhaupt nicht.

K: Ja, ick seh schon, da müssen wir uns irgendwie was besonderes einfallen und das andere reden wir noch (undeutlich)

F: Aber Herr Kapelke, kleinen Moment, jetzt ..net dass ma’s jetzt übertreiben, man muss sich das ganze überdenken, man darf nicht übers Ziel hinaus schießen. Ich fahr jetzt erst mal in den Urlaub. Und wie gesagt, wir haben fest ausgemacht, vor Freitag nach meinem Urlaub, also ich komm am Sonntag zurück, da muss ich mich verlassen, da passiert nix. Die Integrität von dem Herrn Schramm, und zwar mein ich die körperliche, ne, ansonsten dem dürfen’s andichten was Sie wollen, weil der probiert’s mit mir auch seit Frühjahr macht der alles um mich los zu werden.

K: Da haben se mein Wort, da können Sie sich drauf verlassen. Ich überlege mir das ganz noch mal und wenn ich das Gefühl habe, dass ich die zündende Idee gefunden habe, dann sprechen wir nach dem Urlaub darüber.

F: In Ordnung. Das hört sich gut an. Jetzt warten Sie Herr Kapelke, schaun’s hier hab ich den Wechsel aber jetzt nicht wieder wie eben schnell, schnell unterschreiben – genau hier müssten’ s unterschreiben

K: Genau wo Ihr Finger war hab ich unterschrieben, das wird wohl richtig sein.

F: O.k. sehr gut. Dann haben wir das. Äh, noch einmal zu den Stasiinformationen. Wenn Sie irgendwas gefunden haben, Sie haben ja eine ganze Woche Zeit zum recherchieren, und Sie haben ja auch das Geld von Herrn Greindl bekommen, dann sagen Sie mir das trotzdem, dass Sie sicher sind, dass da nichts ist, nicht am Telefon.

K: zustimmend im Hintergrund

F: O.k. nicht am Telefon, weil der Bursche kennt jeden Schritt von mir und ich möchte jetzt wirklich dann auch mal nen Schritt voraus sein und das durchschauen, was er macht und ich würd mal sagen, kommen Sie einfach vorbei, ich habe hier noch einen Schlüssel vom Hotel, und zwar ist das der Europäische Hof, ich gebe Ihnen da meinen persönlichen Schlüssel ...

K: Das ehrt mich aber, dass Sie mir Ihren persönlichen Schlüssel geben.

F: Ja, ja, wissen Sie wo der Europäische Hof ist? Und zwar, wenn Sie von der Sparkasse hier rausgehen, da können Sie jetzt nur mit dem Auto nicht hinfahren, müssen Sie das Auto außenrum..

K: Ja, des kommt dann da auf der linken Seite

F: Ja, aber wegen der Einbahnstraße rum und genau oben am Technikumplatz steht drüber Europäischer Hof und dann

K: Ja, ick find das schon, da machen Sie sich keine Gedanken

F: Ok. Wie gesagt, ich fahr jetzt erst mal in den Urlaub und für mich ist jetzt wichtig, dass das mit der Observation anläuft so richtig, weil mein ganzes Gefühl sagt mir der war todsicher bei der Stasi. Wenn man das beweisen könnt, dann kommt er aber von seinem hohen Sockel runter.

K: Ok, Herr Fischer, dann wünsch ick Ihnen nen schönen Urlaub und wir sehen uns nach Ihrem Urlaub und wenn ich irgendwas entscheidendes entdeckt habe, dann sehen wir uns im Hotelzimmer und wenn ich bei der anderen Idee noch irgendwelche Einfälle habe,

F: Vor allem, das mit den Autos, ne von dem Herrn Greindl, weil der ruf bei mir auch die ganze Zeit an: die Autos müssen geliefert werden, ansonsten hab ich mit Ihnen wirklich ein Problem, aber da wollen wir vor meinem Urlaub jetzt nicht die Hunde heiß machen

K: Herr Fischer, das mit den Autos wird noch ein bisschen dauern, da hab ich ein paar Probleme, das würde jetzt zu weit führen, wenn wir jetzt darüber reden

F: Jetzt fahr ich erst mal in Urlaub, kommen’s gut heim. So, jetzt hab ich da noch schnell Kopien gemacht, weil Sie wollten ja von Herrn Greindl das auch haben und ah jetzt brauch ich des da hinten, am Schreibtisch, das wollt ich auch noch mir holen. ..

Abbruch