Karl Nolle, MdL

Süddeutsche Zeitung , Landkreis Starnberg, 08.11.2002

Abgeordneter kämpft für Banker

Sächsischer Politiker will Aufklärung von seiner Regierung im Fall Fischer
 
Herrsching/Dresden - Im Fall des Bankers Kurt Fischer aus Herrsching und der wieder aufgetauchten Tonbänder (wir berichteten) hat jetzt der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle nachgelegt. Er will von der Staatsregierung in Dresden wissen, ob Behörden des Freistaats „bewusst Beweisstücke entweder bearbeitet oder nicht vorgelegt haben“. Denn dadurch würden die bisherigen Sachverhalte im Verfahren gegen Fischer „eben nicht den Tatsachen entsprechen“. Sollte dieser Punkt zutreffen, müsse diese „behördliche Willkür“ mit Nachdruck hinterfragt werden.

Wie berichtet, war Fischer wegen einer geplanten Entführung des Mittweidaer Landrats Andreas Schramm (CDU) 1996 zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der Herrschinger bestreitet jedoch bis heute die Kidnapper-Absicht. Brisant sind jetzt die Aufnahmen von zwei Gesprächen zwischen Fischer, dem Ex- Kreissparkassenchef von Mittweida, und dem Regensburger Privatdetektiv Rainer K. in einem Planegger Park und in Mittweida vom Oktober 1995. Denn die entlastenden Tonbänder (mit Gesprächsprotokollen) haben die Staatsanwaltschaft Chemnitz und das Landeskriminalamt Sachsen in Erklärungsnot gebracht – sie halten die Tonbänder für Fälschungen, die erst vor wenigen Wochen entstanden seien.

Diese Behauptung ist für Nolle nicht logisch. Schließlich habe Fischer bereits am 23. August 1999 den Bundesgerichtshof über den „illegalen Gesprächsmitschnitt“ vom 21. Oktober 1995 in Planegg unterrichtet. Außerdem hält der SPD-Politiker die These der Ermittler für unbegründet, dass Fischer den Privatdetektiv und Hauptbelastungszeugen finanziell ruinieren wollte – wenn dieser nicht die damaligen Gespräche zu seinen Gunsten nachstellen würde. Nolle führt jetzt Dokumente an, die jene Behauptung offenbar entkräften.
(Christian Deussing)