Karl Nolle, MdL

mdr 1 Radio Sachsen, Nachrichten, 8.59 Uhr, 05.11.2002

Entführungsfall: Mysteriöse Tonbänder entlasten Ex-Sparkassenchef

SPD-Abgeordneter Nolle startet Anzeige. Verwirrung um Tonbandaufzeichnungen
 
Im Fall der geplanten Entführung des Mittweidaer Landrates Andreas Schramm sorgen jetzt aufgetauchte Tonbänder für Verwirrung. Die Mitschnitte, die unter anderem dem Sachsenspiegel des MDR zugingen, entlasten den früheren Sparkassendirektor von Hainichen und Hauptverdächtigen, Fischer.

Auf den nun aufgetauchten Bändern befindet sich ein Gespräch zwischen Fischer und dem Privatdetektiv Kapelke, das die Unschuld Fischers beweisen könnte. Fischer war wegen des Entführungsversuches 1996 zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. LKA-Sprecher Hofner sagte am Sonntag, ihm seien die angeblichen Mitschnitte nicht bekannt.

Am Montag hingegen ließen die Staatsanwaltschaft Chemnitz und das Landeskriminalamt vermelden, dass die Bänder nachträglich aufgenommen worden seien. Kapelke habe den Behörden mitgeteilt, dass Fischer ihn zur Aufnahme gezwungen habe. Fischer habe das Ziel, sein Verfahren neu aufzurollen.

Auch der SPD-Landtagsabgeordnete Nolle bekam einen Mitschnitt zugespielt, den er am Freitag dem Generalstaatsanwalt in Dresden zukommen ließ. Gleichzeitig erstattete Nolle Anzeige unter anderem wegen Urkundenunterdrückung.

Am Montag musste Nolle allerdings einen Fehler einräumen. Nach Angaben des SPD-Politikers hat der von ihm beauftragte Bote das Band nicht bei der Generalstaatsanwaltschaft abgegeben, sondern bei der Staatsanwaltschaft Dresden. Dort verblieben die Aufzeichnungen bis zum Montagvormittag und erreichten den Generalstaatsanwalt erst am Mittag.

Nolle folgert nun, es sei unklar, wie die Tonbänder bereits vorher als Fälschung bezeichnet werden könnten. Denn eines sei für ihn klar: Das LKA könne die Bänder gar nicht angehört haben und komme trotzdem "hellseherisch schon zu einer rechtlichen Würdigung".
http://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/388345.html