Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 28.12.2002

Friedenspolitik

Sächsisch betrachtet - Kommentar von Andreas Novak
 
STAATSREGIERUNG und CDU-Landtagsfraktion lassen angeblich bereits die Sektkorken knallen: Nachdem SPD-Frontschnauze Karl Nolle schon im Plenum erste Anzeichen weihnachtlicher Weichherzigkeit zeigte (wir berichteten vergangene Woche an dieser Stelle), hat der Gutmütigkeitsvirus Nolle wie jedes Jahr um diese Zeit wieder voll im Griff. Als Weihnachtsgruß an Freunde und Journalisten versandte er diesmal ein Franz-Alt-Zitat: „Mit dem Frieden ist es wie mit der Freiheit. So wie Freiheit immer die Freiheit des anderen ist, so ist Frieden immer auch der Frieden des anderen.“ Doch der politische Gegner wird wohl zu früh frohlocken: Dass Nolle der ihm so verhassten CDU künftig ihren Frieden lässt, ist so gut wie ausgeschlossen.

ABER die Mehrheitsfraktion wird es auch im kommenden Jahr wieder mit mehr oder weniger Humor nehmen. Ja wirklich, Konservative können Humor besitzen! Wie in jedem Jahr bewies das CDU-Fraktionschef Fritz Hähle mit seiner berühmt-berüchtigten Rede zur Fraktionsweihnachtsfeier. In einem brillanten Rundumschlag berichtete er vom Zweck seiner Dienstreisen zu DDR-Zeiten („den sowjetischen Genossen die Friedenspolitik der DDR erläutern und unseren heldenhaften Kampf gegen den westdeutschen Imperialismus schildern“) und von Reparaturversuchen an seinem Moskwitsch („Sie sehen, ich hatte außer Drechseln noch andere Freizeitbeschäftigungen“). Und ganz nebenbei klärte er, warum sich Ossis nicht mit Wessis verstehen („Wir denken und fühlen zum Beispiel anders als die Westdeutschen“). Mit seiner Rede riskierte Hähle im wahrsten Sinne eine dicke Lippe: Die war von einer kleineren Operation angeschwollen, wie Hähle bereits während einer Pressekonferenz ungefragt den Journalisten versichert hatte: „Sie ist nicht Ergebnis einer Schlägerei in der Fraktion!“

UNGEFRAGT zu antworten, hat auch SPD-Fraktionschef Thomas Jurk für sich entdeckt: Als nach einer Pressekonferenz kein Journalist etwas fragte, wollte er schnell noch ein „aktuelles Statement“ abgeben. Den gespannt aufhorchenden Journalisten prophezeite Jurk mit Blick aus dem Fenster: „Es wird kalt bleiben.“ Tja, dem ist nichts hinzuzufügen, außer: Guten Rutsch!