Karl Nolle, MdL

Deutscher Drucker Nr. 26, 08.07.1999

Moderne Druckerei- und Betriebstechnik

Zentrale Blasluftversorgung hilft Energie zu sparen
 
»Wir müssen Weltmeister im Energiesparen werden«, das ist eine Vision von Karl Nolle, Geschäftsführer des Druckhauses Dresden. Dass er hart daran arbeitet, diese Vision in die Wirklichkeit umzusetzen, zeigt sein Druckhaus, das er in wenigen Jahren vom maroden »volkseigenen« Betrieb zur Vorzeige-Druckerei im Osten Deutschlands geführt hat.

Modernste Maschinen in allen Bereichen der Druckerei sowie nicht zuletzt auch die Zentralisierung von Blasluft- und Vakuumversorgung haben mit dazu beigetragen, dass große Energiepotentiale eingespart werden können. Dies hat sich positiv auf die Betriebskosten und auch die Wettbewerbsfähigkeit ausgewirkt.

Das Druckhaus Dresden ist in der jetzigen Form erst 1991 entstanden. Damals übernahmen Karl und Christel Nolle als Gesellschafter und Geschäftsführer die »Dresdener Offsetdruck« von der Treuhand. Der damals konkursreife Betrieb konnte mit seinen 30 Mitarbeitern auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken:

Bereits 1908 wurde die Firma als »Briefumschlagfabrik und Spezialdruckerei Ernst Mayer« gegründet. 1961 wurde die Druckerei unter staatliche Verwaltung gestellt und war zeitweise Teil des »Grafischen Großbetriebes Völkerfreundschaft«, ein »Druck-Kombinat« mit ungefähr 3 000 Beschäftigten.

Ein Glücksfall für den finanziell angeschlagenen und vom Maschinenpark veralteten Betrieb war die Übernahme durch Karl und Christel Nolle 1991: bereits in den ersten beiden Jahren wurden 4,1 Mio. DM investiert. Bis Ende 1998 erhöhte sich die Investitionssumme auf 20 Mio. DM.

Heute ist das Druckhaus Dresden die modernste Offsetdruckerei in Ostdeutschland. Mit seinen derzeit 50 Mitarbeitern ist sie ein typischer Akzidenzbetrieb, der 30 % aller Aufträge aus dem kulturellen Bereich erhält: mit Kunstkatalogen, Museumskatalogen, Bildbänden und anderen hochwertigen Drucksachen, z. B. für die Semper-Oper, die Dresdener Philharmonie, das Staats-Schauspiel und die Staats-Operette hat sich das Druckhaus Dresden einen Namen gemacht. Fachbücher für Architektur, Zeitschriften und Broschüren runden die Produktionspalette ab.

Hohe Qualität, Effizienz und die Einsparung von Energie ...

... waren und sind für das Druckhaus Dresden der Schlüssel zum Erfolg. Bei der Neukonzipierung der Druckerei und Buchbinderei zum Jahreswechsel 1997/98 bot es sich an, die Vakuum- und Blasluftversorgung der Druckmaschinen, Falzmaschinen, Sammelhefter und Klebebinder zu zentralisieren.

Der Grundgedanke ist, mit einer zentralen Luftversorgung, die 35 benötigten Verdichter und Vakuumpumpen zu ersetzen und somit Energiekosten durch den Wegfall vieler Antriebsmotoren zu sparen. Ein weiteres Energie-Einsparpotential ist die Vermeidung von Abwärme aus den einzelnen Aggregaten im Drucksaal, die die Klimatisierung wesentlich entlastet. Außerdem sollten die vorhandenen Vakuumpumpen und Verdichter als »Lärmquellen« aus dem Drucksaal verbannt werden.

Realisation der zentralen Luftversorgung

Realisiert wurde die zentrale Luftversorgung mit der Firma Dr.-Ing. K. Busch GmbH. Die Spezialisten von Busch führten eine Wirtschaftlichkeitsberechnung durch, legten die zentrale Luftversorgung aus und bauten und installierten diese.

Neben Seitenkanalverdichtern wurden Verdichter und Vakuumpumpen des Typs Mink angeboten, die ohne Kohlelamellen, aber dafür mit Drehkolben arbeiten. Sie verdichten öl-, berührungs- und damit verschleißfrei.

Verglichen mit herkömmlichen Verdichtern mit Kohlelamellen ist der Wartungsaufwand sehr gering. Es müssen keine Lamellen ersetzt und keine Stillstandszeiten der gesamten Druckmaschinen durch Wartungsarbeiten an der Vakuumpumpe oder am Verdichter in Kauf genommen werden. Lamellenbruch wie bei herkömmlichen Vakuumpumpen ist unmöglich. Das berührungsfreie Verdichtungsprinzip arbeitet mit hoher Zuverlässigkeit.

Die Vakuumversorgung und die Blasluftversorgung sind völlig unabhängig voneinander. Somit können sich Saug- und Blasleistung an den einzelnen Maschinen nicht mehr gegenseitig beeinträchtigen. Dadurch sind kürzere Einrichtezeiten möglich. Sowohl bei der Blasluft wie auch bei der Saugluft bestehen die unabhängigen Versorgungsnetze aus einem Sammelrohr, an das eine Ringleitung angeschlossen ist. Von dieser Ringleitung führen Stichleitungen an die jeweiligen Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen. Ein Drucksensor in der Ringleitung regelt den Druck auf einen konstanten, vorgegebenen Wert. Für jeden Verbraucher kann über Armaturen an der jeweiligen Stichleitung der Druck individuell eingestellt werden.

Druck- und Weiterverarbeitungsmaschinen an zentrale Luftversorgung angeschlossen

Im Druckhaus Dresden sind nunmehr eine Heidelberg SM 102-8P, eine Speedmaster SM 102-2P, eine Speedmaster 52-5P und eine TOK sowie in der Weiterverarbeitung ein Klebebinder, ein Sammelhefter und vier Falzmaschinen an die zentrale Luftversorgung angeschlossen.

Bei der Versorgung mit Einzelpumpen an den einzelnen Maschinen würden von den Verdichtern und Vakuumpumpen 92 kW als Anschlussleistungen benötigt. Die benötigte Leistung für die zentrale Luftversorgung ist mit 56 kW bei Volllast wesentlich geringer. Dies wird durch den hohen Wirkungsgrad der trockenlaufenden und berührungsfreien Aggregate erreicht. Die für - 0,6 bar Vakuum und +1 bar Überdruck in der Zentrale installierten Mink-Verdichter und -Vakuumpumpen werden über eine Drehzahl-Steuerung auf die vorgegebenen Systemdrücke gefahren. Die Drücke sind immer konstant. Es wird nur soviel Luft produziert - und Energie verbraucht - wie gerade benötigt.

Bei einer Versorgung der Druckmaschinen mit Pumpen direkt im Drucksaal muss die in Wärmeleistung umgewandelte elektrische Antriebsleistung für die Verdichter und Vakuumpumpen durch eine entsprechende Kühlleistung der Klimaanlage kompensiert werden.

Der Energieaufwand für die erforderliche Kühlleistung beträgt etwa 30 % der Leistung der im klimatisierten Drucksaal installierten Vakuumpumpen und Verdichter. Beim Druckhaus Dresden wären dies 92 x 0,3 = 28 kW.

Errechnete Energiebilanz hat sich bestätigt

Die errechnete Energiebilanz hat sich für das Druckhaus Dresden bestätigt. Geschäftsführer Karl Nolle rechnet durch die Zentralisierung mit einer jährlichen Einsparung von 50 000 bis 60 000 DM. Neben dieser beträchtlichen Einsparung hat die zentrale Luftversorgung den weiteren Vorteil, dass die Arbeitsplätze ruhiger und sauberer sind. Eine hohe Produktionssicherheit ist gewährleistet, da das benötigte Vakuum, bzw. die benötigte Blasluft immer exakt an allen Maschinen anliegt. Damit werden Fehlbogen und Stillstandszeiten vermieden.

Nach Ansicht von Geschäftsführer Karl Nolle, der auch Vorstandsvorsitzender im Verband der Druckindustrie Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt ist, gibt es in vielen Druckereien noch erhebliche Einsparpotentiale, die es zu nutzen gilt. Ein gutes Beispiel ist die Zentralisierung der Blasluft- und Vakuumversorgung. Sie hat deshalb für ihn in der gesamten Druckindustrie in Zukunft einen hohen Stellenwert - Wer weiß, vielleicht werden wir wirklich einmal Weltmeister im Energiesparen.
(um)