Karl Nolle, MdL

DNN, 28.11.2000

Hbf-Kino: Zum Abschied "Paul und Paula"

Letzter Film am 6.Dezember / Chef Krieger hält Umzug für möglich / Hilfe von NOLLE
 
DRESDEN. Mit "Die Legende von Paul und Paula" und "Der Krieger und die Kaiserin" gehen am 6. Dezember im Hauptbahnhofkino zumindest vorerst 50 Jahre Kinogeschichte zu Ende. Die Deutsche Bahn hatte Kinochef Manfred Krieger wegen der Umbauarbeiten am Bahnhof zum 31. Dezember gekündigt. Krieger hat sich inzwischen die Räume im Bahnhof-Ostgebäude an der St. Petersburger Straße angesehen, die die Bahn als Ersatz angeboten hat. Prinzipiell sei ein Umzug möglich, sagte er unserer Zeitung.
Kosten und Dauer eines Umbaus schätzt Krieger, ein Vorführ-Veteran mit 40 Jahren Kino-Erfahrung, auf 700.000 Mark und rund ein Jahr. Vor diesem Hintergrund würde er lieber während der Arbeiten am Bahnhof pausieren und anschließend weiter Filme in seinen jetzigen Räumen im Königspavillon zeigen. Die 170 Millionen Mark teuren Arbeiten sollen nach Angaben einer Bahn-Spreche-rin Anfang 2002 abgeschlossen sein. Die Bahn hat bislang offen gelassen, wie sie den Pavillon nutzen will. Für den Erhalt des Hauptbahnhofkinos sind laut Krieger inzwischen rund 7500 Unterschriften zusammen gekommen. Eingeschaltet hat sich auch der Landtagsabgeordnete Karl Nolle, der sich bei der SPD um die OB-Kandidatur bemüht. Er will in dieser Sache dem Konzernbeauftragten der Deutschen Bahn geschrieben haben. Für ihn wäre die Schließung des Kinos "ein kaum wett zu machender Verlust". Die Spielstätte mache mit ihrem Ambiente ein Stück Kinogeschichte erlebbar, sagte der in der Dresdner Bürgergesellschaft kulturell engagierte Nolle.
Derzeit prüft ein Planungsbüro der Bahn einen möglichen Umzug in das Ostgebäude an der St. Petersburger Straße. Abschließende Ergebnisse lagen jüngst noch nicht vor. Krieger fordert im Fall eines Umzugs, dass die Bahn einen Fußboden in den möglichen Kinosaal legt und für sanitäre Anlagen sorgt. "Ich kann nicht als Mieter die Wände verputzen und Klos einbauen", sagte er. Für Kinotechnik, Leinwand und Stühle würde er selbst sorgen. 140 Leute hätten nach seinen ersten Berechnungen Platz in dem neuen Raum, im Königspavillon sind es 170. Krieger mag nicht auf Bankkredite hoffen und setzt stattdessen auf einen Sponsor oder Mäzen. Bis Jahresende hat ihm die Bahn Zeit zur Entscheidung gelassen.
Noch klingt Krieger sachlich, wenn er in seinem kleinen Büro neben dem Pavillon von den Kino-Perspektiven erzählt. "Mit Weinerlichkeit komme ich nicht weiter. Deprimiert bin ich, wenn am 6. Dezember die Lichter ausgegangen sind."
(von Stefan Alberti)