Karl Nolle, MdL

Lausitzer Rundschau, 30.09.2003

Schwarzer Ritter gegen roten Sumo-Ringer

Podiumsdiskussion mit Heinz Eggert und Karl Nolle
 
Schwarzer Ritter kämpft gegen roten Sumo-Ringer. So könnte jener ungewöhnliche Zweikampf überschrieben werden, den Sachsens Ex-Innenminister Heinz Eggert (CDU) und der Landtagsabgeordnete Karl Nolle von der SPD in Dresden in einer Podiumsdiskussion ausgefochten haben.

Beide gelten als erfahrene Faustkämpfer im politischen Ring. Jeder ein Volkstribun, jeder ein Selbstdarsteller, Außenseiter im eigenen politischen Lager, irgendwie akzeptiert und doch ungeliebt. Um Gepolter in der Politik in der Politik sollte es gehen und wie viel davon der Politik zuträglich sei.

Gepoltert haben beide oft genug. Er sei für knallharte Auseinandersetzungen, sagt Heinz Egggert lässig zurückgelehnt, die Beine elegant übereinander geschlagen, damit die Bevölkerung überhaupt wisse, um was es in der Politik gehe. Darin ist er sich mit seinem Gegenüber einig, der es eigenem Bekenntnis zufolge auch nicht liebt „lange Schmus zu reden“.

Breitbeinig auf seinem Stuhl hockend, den massigen Leib leicht vornüber gebeugt, muss Nolle die Attacken des schwarzen Ritters abwehren. Es gebe einen Punkt, wo man menschlich miteinander umgehen müsse, sagt Eggert unter Anspielung auf den Fall der ehemaligen Sozialministerin Christine Weber, die wegen zu unrecht kassierter Flutgelder in die Kritik geraten war. Es müsse aufgehört werden, auf die kranke Frau immer weiter einzuschlagen. Der schwarze Ritter ist in Rolle eines Verteidigers Menschlichkeit geschlüpft und er steigert sich. Was Nolle da mache sei schäbig, perfide, würdelos immer spiele er sich als Anwalt der Bevölkerung auf, stelle die Dinge als unklar hin, die eindeutig geregelt seien. Volksverdummung. Nolle grinst. Er habe den Mist ja nicht gemacht, er weise nur auf die Misthaufen hin. Dann kommt der rote Sumo-Ringer in Fahrt. Jemand der krank sei, habe keinen Freibrief.

Die Affären um Kurt Biedenkopf (CDU) seine Frau Ingrid kommen zur Sprache, wo Nolle reklamiert, Hauptaufklärer gewesen zu sein. Zehn oder zwölf Fälle hat Nolle zwischenzeitlich gegen ehemalige oder aktuelle Mitglieder der Staatsregierung zu Anzeige gebracht. Die genaue Zahl weiß er selbst nicht mehr. Das diese Anzeigen allesamt von der Staatsanwaltschaft abgeschmettert wurden, ficht Nolle nicht an. Sachsen sei eben von einer Partei durchorganisiert, „alle Flaschen kommen aus einem Verein“, und wirklich unabhängige Staatsanwälte, die gebe es in Sachen nicht. Alles schwarzer Filz.

Das sei Bürgerbeschimpfung hält Eggert dagegen, Wählerschelte. Immerhin, manchmal habe Nolle auch recht, räumt der schwarze Ritter schließlich ein. Nolle sei der Farbtupfer in einer blassen SPD-Fraktion, ein sehr kräftiger Farbtupfer allerdings.
(von Ralf Hübner)