Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 09.01.2004
Urwal abgeblasen: SPD einigt sich auf Doppel-Spitze
DRESDEN - Keiner macht's so spannend wie Sachsens SPD: Nach wochenlangem Hickhack beschloss der Landesvorstand gestern, Fraktions-Chef Thomas Jurk und Landes-Chefin Constanze Krehl lieber gemeinsam als Team in den Landtagswahlkampf zu schicken.
Die Vor-Entscheidung fiel am Montagabend in einem 6-Augen-Gespräch zwischen Krehl, Jurk und Ex-SPD-Chef Karl-Heinz Kunckel. Zuvor hatte Krehl eingesehen, bei der jetzthinfälligen Urwahl am 1.Februar chancenlos zu sein: „Außerdem wollte die Basis diese Wahl nicht", verteidigt sich Krehl. Jurk soll nun auf Platz eins der Landesliste stehen. Auf zwei folgt Krehl. Offiziell bilden sie das „SPD-Team". Jurk: „Wir treten gemeinsam auf, auch bei künftigen Diskussionen mit dem Gegner. Der muss sich warm anziehen."
Trotzdem ist Jurk Spitzenkandidat: „Es gibt schließlich nur einen Platz eins auf der Liste." Vor der Wahl will er jedoch keinerlei Koalitionsaussage treffen, auch eine Zusammenarbeit mit der PDS „steht nicht zur Debatte". Krehl und Jurk einigten sich darauf, die Landesliste „einvernehmlich" aufzustellen.
Zuvor hatte es ein wochenlanges Hickhack um die Spitzenposition für die Landtagswahl gegeben. Nach der Absage von Wolfgang Tiefensee stand die Partei ohne Plan B da. Krehl und Jurk waren sich nicht einig, wollten schließlich die Basis per Urwahl befragen. Gefragt, ob Constanze Krehl in Sachsen nach den Wahlen weiter politisch aktiv bleibt, sagt sie zögernd: „Ich denke schon, dass es so sein wird." (Von Jens Jungmann und Stefan Locke)