Karl Nolle, MdL
Leipziger Volkszeitung LVZ/DNN, 10.01.2004
Immer noch kein Friede
Kommentar von Jürgen Kochinke
Ein Kompromiss besteht nach gängiger Lesart darin, dass keiner am Ende zufrieden ist. Man traf sich halt in der Mitte, Gewinn und Verlust sind gleichmäßig verteilt. Bei der Lösung im internen Streit in der sächsischen SPD um die Führung stellt sich die Sachlage ein wenig anders dar. Es gibt einen klaren Gewinner, der heißt Fraktionschef Jurk. Und trotz der wohlfeilen Sprachregelung vom Team und dem Geist, der dahinter stehen möge, hat Landeschefin Krehl den Kürzeren gezogen - vorerst zumindest.
Denn wirklicher Friede ist noch lange nicht in Sicht. Tief sitzen die Verletzungen auf beiden Seiten, vor allem aber bei der alten, konservativ-staatstragenden SPD-Führungsriege rund um Krehl, Schwanitz und Weißgerber.
Und während sich die Konkurrenz von der CDU schon mal vorsorglich ins Fäustchen lacht, steht fest: Schon heute scharen die beiden verfeindeten Lager ihre Bataillone um sich, um gerüstet zu sein für den Kampf um die Listenplätze für den Landtag im Herbst.
Das zeigt, wie weit das Trauma nach dem Rückzieher von Tiefensee reicht. Zu lange hat die Partei auf den virtuellen Hoffnungsträger aus Leipzig gesetzt, hat alles getan, nur nichts für die eigene Erneuerung. Jetzt muss sie das unter Schmerzen nachholen. Das Wörtchen „Team" ist dabei kaum mehr als eine nette Umschreibung für den Umstand, dass der Kampf noch nicht beendet ist.