Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 08.01.2004
Sachsen SPD: Krehl + Jurk = Tiefensee
Kommentar von Andeas Novak
Acht Monate vor der Landtagswahl bietet die sächsische SPD ein Bild des Jammers. Nachdem die Partei vier Jahre der zu Ende gehenden Legislaturperiode verschlafen hat, steht sie ohne Spitzenkandidat da. Und schlimmer noch: Die Suche nach selbigem spaltet die Partei immer weiter.
Vier Jahre hat die Partei alles auf eine Karte gesetzt: Leipzigs Oberbürgermeister Wolfgang Tiefensee. Die SPD-Führung lehnte sich gemütlich zurück und begegnete allen Fragen nach dem Spitzenkandidaten für die anstehende Landtagswahl mit beredtem Schweigen. Der Rückzug des durch Olympia-Querelen beschädigten Hoffnungsträgers erwischte die Sozialdemokraten dann eiskalt.
Der Kardinalfehler: In der Schublade lag kein Plan B. Somit steckte die schwelende Rivalität zwischen Landeschefin Constanze Krehl und Fraktionschef Jurk die ganze Partei in Brand. Der eilige Löschversuch ging nach hinten los: Sowohl an der Spitze der Partei als auch an der Basis regte sich nicht unerheblicher Widerstand gegen eine Urwahl. Die als Sternstunde innerparteilicher Demokratie gepriesene Idee vertiefte die Gräben nur noch.
Besonders die Landesvorsitzende versagte in dieser schwierigen Situation. Die Verbreitung eines vor Pathos triefenden Werbevideos für ungleich sind die beiden Spitzengenossen, allein schon in der Frage einer möglichen rot-roten Koalition. Und: Einer muss nun einmal oben auf dem Wahlzettel stehen, nur einer kann nach der Wahl die Fraktion führen. Die landespolitische Karriere des Zweitplatzierten wäre über Nacht beendet.
“Auch ein Tandem zweier mittelmäßiger Radler kann keinen Profi-Sportler ersetzen."
Kurzum: Auch ein Tandem zweier mittelmäßiger Radler kann keinen Profi-Sportler ersetzen. Nur mit einem starken Mann, beziehungsweise einer starken Frau hat die Sachsen-SPD noch eine Chance, aus ihrer Krise herauszufinden. (novak.andreas@dd-v.de)