Karl Nolle, MdL
BILD Deutschland, Seite 2, 26.01.2004
Skandal-Gerster fällt ganz sanft !
Auch SPD-Politiker ist empört über Abfindung für den BA-Chef
Berlin – Noch bei seinem Rausschmiss spielte Florian Gerster den Chef.
So verteidigte sich Gerster bei „Sabine Christiansen“
Als der Verwaltungsrat der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Samstag dem Vorstandsvorsitzenden mit 20:1-Stimmen das Misstrauen aussprach, ließ er sich von Mitarbeitern der BA durch das Spalier von Kameras geleiten und drohte den Journalisten: „Ich mache von unserem Hausrecht Gebrauch.“
Florian Gerster arbeitslos: Um 16.51 Uhr war alles aus! Dabei war sein Ende als BA-Chef nach den Skandalen um Millionen schwere Beraterverträge schon längst beschlossene Sache.
Die Vorsitzende des Verwaltungsrates, DGB-Vize Ursula Engelen-Kefer: „Der Verwaltungsrat stellt fest, dass unabhängig von Verstößen gegen das Vergaberecht das Vertrauensverhältnis zwischen Verwaltungsrat und Vorsitzendem des Vorstandes gestört ist.“
Nach seinem Rausschmiss wird Gerster ab Februar der „teuerste“ Arbeitslose von Kanzler Schröder. Sein Vertrag als Vorstandschef (Jahresgehalt: 250. 000 Euro) war erst am 1. April 2002 in Kraft getreten und läuft über fünf Jahre.
So kassiert er jetzt laut Nachrichtenagentur dpa ab:
Ab Februar erhält er für drei Monate sein volles Amtsgehalt von je 20.833,33 Euro. Danach gibt es bis zum Ende des Vertrages die Hälfte – macht für 35 Monate je 10.416,66 Euro, zusammen 364 583,33 Euro. Insgesamt kommt er so (wenn er keinen anderen bezahlten Job annimmt) auf über 427.000 Euro – und das für 22 Monate Arbeit!
Das Luxus-Arbeitslosengeld empört sogar Parteifreunde Gersters.
Der sächsische SPD-Landtagsabgeordnete Karl Nolle zu BILD: „Ich fordere, dass der arbeitslose Herr Gerster jetzt nach den selben Kriterien bezahlt wird, wie sie für die anderen Arbeitslosen gelten: Wenn sie aufgrund persönlichen Fehlverhaltens gekündigt werden, erhalten sie erst mal eine dreimonatige Sperre für ihr Arbeitslosengeld.“
Aber selbst nach dem Ende des BA-Vertrages in 38 Monaten fällt Gerster sanft. Im Mai wird er 55 und hat dann Anspruch auf eine üppige Ministerpension.
Für zehn Jahre Tätigkeit als Minister in Rheinland-Pfalz stehen ihm rd. 8.000 Euro Pension zu. Mit 57 kommt noch eine Pension für seine Abgeordnetenzeit (20 Jahre im Landtag von Rheinland-Pfalz und im Bundestag) dazu – rd. 3.000 Euro/Monat.
Da beide Pensionen miteinander verrechnet werden, bleiben ihm unter dem Strich gut 8.000 Euro/Monat Pensionsanspruch lebenslang.
(von Dirk Hoeren und Dieter Schlüter)