Karl Nolle, MdL
Freie Presse Chemnitz, 23.02.2004
500-PS-Mercedes: Landesbank-Chef in Erklärungsnot
SPD fordert von Metz Stellungnahme zu allen Vorwürfen
Leipzig/Dresden. Die sächsische Regierung ist durch Vorwürfe gegen die Landesbank unter Druck geraten. Die SPD-Landtagsfraktion hat eine Sondersitzung des Haushalts- und Finanzausschusses beantragt. Umgehend soll Finanzminister Horst Metz als Aufsichtsratschef des Leipziger Instituts Stellung beziehen. Es geht um den Verdacht der Verschleierung von Verlusten in zweistelliger Millionenhöhe, der Bespitzelung von Mitarbeitern, Günstlingswirtschaft und ein Leasing-Geschäft zugunsten des Landesbank-Chefs Michael Weiß.
Der Vorstandschef der drittkleinsten Landesbank Deutschlands ist durch den branchenweit größten Dienstwagen ins Gerede geraten. Weiß (58) hatte am 7. Februar 2003 einen Mercedes 6oo mit 5oo PS in Langversion mit einem Wert von 140.ooo Euro über die Mitteldeutsche Leasing (MDL) geleast. Alleinvorstand der MDL ist Andrea Braun(37).
Braun ist die Lebensgefährtin von Weiß. Ihr gelang ein kometehhafter Aufstieg an die Spitze des Tochteruntemehmens der Sachsenbank. Die Monats-Leasingrate für den Weiß-Mercedes liegt mit 1.512 Euro um rund 1.300 Euro unterhalb eines marktüblichen Vertrages. Daher droht der MDL ein Verlust-Risiko von 30.000 Euro wegen eines zu hoch angesetzten Restwertes. Zusätzlich verfügt der 6ooer über eine Anhängerkupplung, da Weiß einen Bootsanhänger und Braun einen Pferdeanhänger nutzen.
Weiß gehört zur Reisedelegation von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), der am Donnerstag in die USA fliegt. An eine Ausladung sei nicht gedacht, sagte Regierungssprecher Christian Striefler. Die Opposition hat entsprechende Forderungen gestellt. Die Landesbank hat inzwischen eine Gesellschaft beauftragt, Meldungen zu überprüfen, nach denen ehemalige Mitarbeiter bespitzelt werden. -Seite 4: Leitartikel
(von Hubert Kemper)