Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, Seite 1, 24.02.2004
Bankaffäre: Milbradt war gewarnt
Anonyme Beschwerden über Personalpolitik / Minister de Maizière sorgte für Entfernung der Geliebten des Chefs
Einige Vorwürfe, die jetzt gegen die Führung der Sachsen LB erhoben werden, sind der für die Aufsicht zuständigen Staatsregierung schon seit mehr als drei Jahren bekannt.
Dresden. In zwei anonymen Briefen, die im Jahr 2001 an den damaligen Finanzminister Thomas de Maizière (CDU) als Vorsitzendem sowie weiteren Mitgliedern des Verwaltungsrats der Landesbank gerichtet waren, wird scharfe Kritik an der Führung des Instituts geübt. Die Schreiben liegen der SZ vor. Danach führte ein intimes Verhältnis zwischen Vorstandschef Michael Weiss und der ehemaligen Mitarbeiterin Andrea Braun zu einer Vermischung von dienstlichen und privaten Belangen. Unter Frau Braun, die alsbald zur Personalchefin aufstieg, sei Mobbing üblich geworden.
Den Schreiben zufolge war auch der heutige Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU), bis Januar 2001 Finanzminister, über die Vorgänge in der Bank informiert. Die Staatskanzlei gab gestern auf Anfrage keine Stellungnahme dazu ab.
De Maizière, der Milbradt im Amt des Finanzministers folgte, bestätigte der SZ gestern den Erhalt solcher Warnungen. Wegen der Anonymität könnten sie zwar nicht Basis für ein Eingreifen werden. Der Minister habe aber auch von anderer Seite gehört, dass das Verhältnis zwischen Weiss und Braun schlechte Stimmung in der Belegschaft erzeugt habe, sagte Sprecher Leon Ross. Deshalb habe de Maizière Anfang 2002 zur Bedingung gemacht, dass Frau Braun die Bank verlassen muss, wenn der Vertrag von Weiss verlängert wird.
Die Staatsanwaltschaft prüft bereits den Vorwurf, dass der Leasingvertrag für einen Luxusdienstwagen für Weiss zu Lasten der Bank geändert wurde. Der SZ wurde außerdem bekannt, dass Weiss und seine Geliebte Auslandsreisen mit dienstlichen Bonusmeilen bezahlten. (SZ/öse) S.4/6