Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 13.03.2004

SPD: Benneter verirrt sich im Osten

 
Franz Müntefering war gar nicht erst gekommen. Der designierte SPD-Bundeschef hatte Terminschwierigkeiten. Also musste die sächsische SPD-Doppelspitze, Thomas Jurk und Constanze Krehl, mitsamt rund 100 Anhängern mit dem künftigen Generalsekretär vorlieb nehmen. Der 57-jährige Klaus Uwe Benneter war am Freitag Stargast der ersten von drei Parteikonferenzen, mit denen Jurk und Krehl die Basis nach dem Kandidatenkür-Debakel beruhigen wollen.

Benneter kam zu spät. Der Fahrer hatte die falsche Abfahrt genommen. „Da lernt er wenigstens mal den Osten kennen", knurrte ein Genosse, als die Nachricht im Plenarsaal des Dresdner Rathauses bekannt gegeben wurde. Mit 25 Minuten Verzug war es soweit: Benneter kam, sah und sprach. Wenige Sätze darüber, dass das Brechen der absoluten CDU-Mehrheit in Sachsen ein "gutes" und "wichtiges" Ziel sei.

Murren im Saal und einsamer Applaus

Dann viele Sätze darüber, dass die Reformen der SPD-Bundesregierung richtig seien, über die Versäumnisse der früheren "CDU/CSU/FDP-Kohl-Regierung", über das "widerliche Geplänkel" beim Ringen von Union und FDP um einen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten. Schließlich auch über "so genannte Cluster", das „Hire-and-Fire-System" und die "globale Auseinandersetzung".

"Stuss!" raunte es durchs Publikum. Nur einmal während der gesamten Rede klatschte die sächsische SPD-Bundestagsabgeordnete Marlies Volkmer einsam ein paar Mal in die Hände, als Benneter über Sozialpolitik sprach. Und weil es halt irgendwie immer passt, endete er mit seinem Lebensmotto: "Wer nur von alten Zeiten träumt, wird keine besseren erleben."

Die Basis hatte fast keine Fragen, aber viel zu schimpfen. Über den Dresdner Nahverkehr zum Beispiel. Benneters Antwort drehte sich um den Umbau der Sozialsysteme. Krehl und besonders Jurk hatten es nicht schwer, ihn in ihren Reden und den Antworten auf Fragen der Basis an Esprit zu übertreffen. Das Spitzen-Duo kam an. Als der Moderator verkündete, man müsse den Rathaussaal in wenigen Minuten "geräumt haben", protestierte niemand. Bennter ging.
(Von Andreas Novak)