Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 19.03.2004

Polizeiaffäre: Oh, glückliches Sachsen!

Kommentar von Hans Eggert
 
Hohe Polizeibeamte, die sich belauern, Notizen machen und diese bei Rechtsanwälten hinterlegen. Beamte, die sich Klagen an den Hals schicken und den Staatsanwalt beschäftigen. Täglich Gerüchte und mehr oder weniger inszenierte Medienenthüllungen über Betrug, Bestechung, Mobbing, über sexuellen Missbrauch oder Missbrauch von Macht und Einfluss in den oberen Polizeietagen. Dazu ein eher hilfloser Innenminister und verzweifelnde Landtagsabgeordnete, die Stunden und Tage mit den Innereien der Polizei beschäftigt werden - oh, glückliches Sachsen!

Denn du musst dich offenbar nicht mit der Terrorgefahr herumschlagen, die das übrige Europa derzeit im Griff hält. Du kannst es dir leisten, hingebungsvoll die Wäsche deiner Oberbewacher von Sicherheit und Ordnung zu begutachten.

Was da hinter und vor den Kulissen der sächsischen Polizei abgeht, macht jedem TV-Intrigantenstadl Konkurrenz. Auch wenn es schwer fällt, auf der Höhe der Dramaturgie zu bleiben- der öffentlichen Sicherheit tut das mit Sicherheit weh.

So gesehen ist die schlüpfrige Angelegenheit politisch längst nicht mehr verantwortbar. Auch wenn die Politik aus unerfindlichen Gründen vor Wahlen Personal-Entscheidungen gern meidet -Sachsens Polizlsten müssen schnellstens Ruhe und die Sachsen zur Polizei wieder Vertrauen finden können. Ohne personellen Neuanfang geht das nach Lage der Dinge jetzt nicht mehr. S.8
eggert.hans@dd-v.de