Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 10.04.2004
Landespolizeipräsident Pilz noch einmal blau erwischt
DRESDEN- Die Alkohol-Vorwürfe gegen Landespolizei Präsidenten Eberhard Pilz (59) nehmen einfach kein Ende. Der Tatort diesmal: Eine Polizeifeier in Heyda bei Riesa. Dort hat der Chef von 14.000 sächsischen Polizisten lallend ein Dienstgespräch geführt.
Es ist kaum zu glauben: Nur einen Tag nachdem Landespolizeichef Eberhard Pilz am 18. Juni 2003 nach der Einweihungsfeier eines Reisebüros der Polizeigewerkschaft in sein Ministeriums-Büro wankte und dort mit schwerer Zunge ein Personalgespräch fuhrte,wurde er erneut betrunken im Dienst erwischt. Und wieder guckte er zu tief ins Glas, bevor er mit einem Polizeiangestellten ein Dienstgespräch" führte.
Während des Festes auf der Schießanlage in Heyda wurde Alkohol ausgeschänkt - nichts Anrüchiges. Nur, der Landespolizeichef war stark angetrunken. Zeuge Hugo U.*: „Er führte anschließend ein Gespräch mit einem Kollegen, bei dem es um dienstliche Angelegenheiten ging. "Pilz war deutlich der Alkohol anzumerken: „Ich konnte den Alkoholgeruch in der Atemluft feststellen. Seine Aussprache war alkoholbedingt ungenau." Vor allem das Bier hatte es Eberhard Pilz angetan. Hugo U.: „Herr Pilz hat in meiner Gegenwart wenigstens vier Halbeliterkrüge Bier geleert." Für Innenminister Horst Rasch (CDU) scheinbar kein Problem. Noch vor einer Woche erklärte er in der Landtags-Sondersitzung zur Affäre Pilz: „Der Vorwurf von alkoholbedingtem Fehlverhalten des Herrn Pilz ist nicht belegt."
Andreas Steinecke, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft Sachsen: „Uns Poizisten ist generell Alkohol im Dienst verboten. Nur bei besonderen Fällen darf ein einziges Gläschengetrunkenwerden." (JU) * Name von der Redaktion geändert
Affäre Pilz - Chronologie der Vorwürfe
18. Februar: 18 heikle Fragen bringen die Affäre Pilz ins Rollen: sexuelle Belästigung, eine „Lustreise" nach Karlsbad zum Vatertag 2003, kleine Gefälligkeiten des Dienstwagenfahrers während des Umzugs, Reparaturarbeiten an dessen Privatwagen.
6.März: Die Morgenpost deckt auf, dass Pilz ohne Genehmigung im Aufsichtsrat der Signal-Iduna-Versicherung sitzt.
9. März: Die Korruptionsfahnder der Sondereinheit „INES" nehmen Vorermittlungen gegen Pilz auf. Die Staatsanwaltschaft führt die Ermittlungen weiter.
13. März: Berichte werden bekannt, dass es 1989 in Bayern schon einmal ähnliche Vorwürfe wie derzeit gegen Pilz gab.
23. März: Pilz legt sein Aufsichtsratsmandat der Signal Iduna nieder. Im Innenausschuss des Landtages bestreitet er alle Vorwürfe. PDS und SPD beantragen eine Landtags-Sondersitzung.
30. März: Malte Barth, Ministerialrat a.D., nimmt Vorermittlungen gegen Pilz im Auftrag des Innenministers auf.
6. April: Morgenpost enthüllt, dass Pilz betrunken ein Dienstgespräch in seinem Büro führte.