Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 17.04.2004

Voller Tücken

Sächsisch betrachtet von Gunnar Saft
 
DASS Politiker nicht immer die Wahrheit sagen, ist bekannt. Es gibt aber Fälle, wo wir ihnen für kleine Schwindeleien dankbar sein sollten. Wirtschaftsminister Martin Gillo rühmt zum Beispiel bei jeder Gelegenheit tapfer die Qualität des in Dresden gebauten Volkswagens Phaeton. Dabei fährt er selbst eine der Nobelkarossen und könnte es besser wissen. Schon mehrfach stand er bei offiziellen Terminen sprichwörtlich im Hemd da, weil die Steuersoftware des Phaetons einfach nicht den Kofferraum öffnen wollte, in dem Gillo üblicherweise seine Anzugsjacke deponiert. Doch statt zu klagen und den makellosen Ruf vom Autoland Sachsen zu ramponieren, kam Gillo auf eine andere Idee. Nun legt er die Jacke nur noch im Wagenfonds ab. So lange sich dessen Türen problemlos öffnen lassen, kann er weiter guten Gewissens verkünden: Alles bestens mit dem Edel-Produkt aus Sachsen! Und wer braucht heute eigentlich noch Kofferräume?

EINE ungewöhnliche Idee hatte auch Katja Kipping, die PDS-Landtagsabgeordnete und Bundesvize ihrer Partei ist. Geht es nach ihr, wird sie für die beiden Jobs künftig kaum genügend Zeit haben. Die Politikerin hat nämlich die Langsamkeit als Tugend entdeckt und widmet dem Thema sogar eine Foto-Ausstellung. Mit der sagt sie „Mikrowellen, die in Sekundenschnelle Speisen erwärmen“, Wäschetrocknern sowie Computern den Kampf an und plädiert stattdessen für die „Erotik der Langsamkeit“. Was das soll? Abwarten. Wenn man jetzt von Frau Kipping lange Zeit nichts mehr hört, wäre das tatsächlich eine geile Sache!

FÜR Verblüffung sorgt zudem Wolfram Köhler. Sachsens Ex-Olympiastaatssekretär, der nun für die CDU in den Landtag will, könnte den SPD-Chefaufklärer Karl Nolle nämlich bald mit dessen eigenen Waffen schlagen. Nachdem Nolle seit Jahren auf seiner Internetseite „Karl-Nolle.de“ allerlei böse Geschichten über die CDU und auch über Köhler verbreitet, hat sich Letzterer jetzt die Rechte auf die Seite „Karlnolle.de“ gesichert. Köhler will dort künftig Nolle-Schandtaten anprangern. Noch braucht der Sozi die Anti-Seite aber nicht zu fürchten. Zurzeit wirbt die nur für Nebenjobs und Sex-Kontakte. Oder ist das vielleicht schon die erste fiese Köhler-Attacke auf Wüstling Nolle?