Karl Nolle, MdL

BILD Sachsen Seite 3, 20.04.2004

Strafanzeige gegen Biko

Luxusuhr für Spottpreis abgesahnt
 
Eine viereckige Golduhr feinster Handarbeit "Made in Sachsen" - satte 71.000 Euro teuer. Kurt Biedenkopf (74) bekam sie zu seinem 70. Geburtstag überreicht. Mitarbeiter von Glashütte Original hatten sie in ihrer Freizeit zusammengebaut. Jetzt wird diese Luxus Uhr zum großen Zankapfel.

Grund: Beim Finanzamt Dres­den 1 ging eine ”Anzeige wegen Verdacht einer Steuerstraftat". gegen den Ex-Ministerpräsi­denten ein. Ab­sender Paul Stei­ner (60). Der ist für Biko kein Unbekannter. Der Ex-Chef des Leipziger Liegenschaftsamtes sag­te im Untersu­chungsausschuss zur Paunsdorf-Af­färe gegen Biko aus. Der antworte­te damals mit ei­ner Verleumdungsklage.

Steiner wirft Biedenkopf vor, für die Uhr 15.000 Euro Schen­kungssteuer schuldig geblieben zu sein. Grund: Nach Bikos Rück­tritt als MP beschloss die Regie­rung: Biko muss die Uhr zurück geben. Laut Steiner habe er das nicht getan.

Ex-Biko-Sprecher Michael Sa­gurna (47): „Die Staatskanzlei hat damals alles geprüft. Über die Uhr wurde ein Leihvertragg geschlossen. Der galt nur für Prof. Biedenkopfs Amtszeit. Da­nach konnte er selbst eine Re­gelung mit Glashütte treffen."­

Und was sagt Kurt Bieden­kopf? “Ich stehe der Anzeige völlig verständnislos gegenüber. Weil ich wusste, wie sen­sibel das Thema ist, ließ ich mir die Uhr von Glashütte in Rechnung stellen. Die Firma bestand darauf nur den Materialwert zu berechnen, rund 6.000 Euro. Die Rechnung habe ich selbstverständlich be­zahlt."

Ein Steuerexperte. (44): „Ein kompizierter Fall. Aber Steu­erhinterziehung setzt Vorsatz voraus. Karl Nolle (57,­ SPD) meint: “Eine Leihgabe kann nicht nachträglich Geschenk werden”. Er will von der Landesregierug zu dem Vorgang eine Stellungahme.
(von Wiebke Müller)


Das ist Glashütte Original

Die traditionsreiche Uhrenschmiede (250 Mitarbeiter) wur­de 1845 vom Juwelier Adolf Lange gründet. Nach 1990 privati­siert, mauserte sie sich mit Edelchronometern zu einer der weltweit führenden Uhrenmanufaktu­ren. 2001 kauft die Schweizer Swatch-Gruppe die Firma auf. Die Preisspanne reicht von ca. 2 900 Euro (Sport-Uhr mit Lederarmband) bis 100 000 Euro (Gold- und Platin-Gehäuse), Promi-Kunden u.a. Thomas Gottschalk, Tennis-Profi Tommy Haas.