Karl Nolle, MdL
Döbelner Allgemeine Zeitung/ Leipziger Volkszeitung, 05.05.2004
Döbeln in der demographischen Falle
Döbeln. "Wie weiter mit Döbeln - Chancen und Herausforderungen für die nächsten Jahre" unter diesem Motto diskutierten gestern abend 22 Interessierte im Hotel "Bavaria". Sie waren der SPD-Einladung gefolgt, um sich statistische Zahlen anzuhören und über Lösungsansätze zu diskutieren.
Gäste in der Runde, die von Henning Homann moderiert wurde, waren Yvonne Lehmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin der SPD-Landtagsfraktion und Karl Nolle, Mitglied des Landtages. Im Blickpunkt stand vor allem die Bevölkerungsentwicklung bis zum Jahr 2020. "Wir werden dem Sachsentrend folgen und in den kommenden Jahren auch in der Döbelner Region viele Einwohner verlieren. Hochrechnungen zufolge werden es rund 16.000 Menschen aus dem Landkreis sein", berichtet Yvonne Lehmann. Dabei stellte sie fest, wie der klassische Auswanderer aus dem Landkreis Döbeln aussieht. "Er ist jung, sehr gut ausgebildet und weiblich", kommentiert Lehmann die Zahlen des Statistischen Landesamtes in Kamenz. Karl Nolle spinnt vor den Besuchern der Diskussionsrunde den Faden weiter. "Mit den jungen Frauen wandern auch die ungeborenen Kinder aus der Region ab. Wir werden durch den Bevölkerungsschwund in den kommenden Jahren erhebliche Probleme in allen Teilen der sächsischen Gesellschaft bekommen", diagnostiziert Nolle. Besonders brenzlig könnte es ab 2006 werden, wenn die Zahl der 15-Jährigen stark abnimmt und die Zahl der über 60-Jährigen stark zunimmt. "Das ist eine demographische Falle, weil immer weniger Leute die Rente von immer mehr Leuten sichern müssen", sagt Nolle.
Als Lösungsvorschläge führte der Landtagsabgeordnete vor allem die Stärkung des Mittelstandes ins Feld. Viele ältere Diskussionsteilnehmer forderten aber auch einen gesellschaftlichen Wandel, mehr Mut zu Kindern und mehr Akzeptanz für Familien. Hermann Mehner sieht in der Vergangenheit große Versäumnisse: "Ich blicke optimistisch in die Zukunft, aber lange Zeit dachten wir: Döbeln liegt zwischen Dresden, Chemnitz und Leipzig im goldenen Dreieck und wir brauchen nichts zu tun. Aber das war offensichtlich ein Trugschluss." Übrigens sind die Abwanderer aus der Region oft Erwerbstätige. Ihre Gründe für den Weggang sind geringe Zukunftsaussichten und zu geringe Löhne.
(von Hagen Rösner)