Karl Nolle, MdL
Sächsische Zeitung, 13.05.2004
Bei Entlassung steht schon Rückkehr als Praktikant fest
QMF-Manager rechtfertigt Einsatz in der Chip-Industrie
Ein leitender Manager bestätigt die Vorwürfe in der Affäre um die Beschäftigungsfirma QMF: Als der Chip-Hersteller Zentrum Mikroelektronik Dresden (ZMD) im Jahr 1999 rund 200 Beschäftigte zu QMF entließ, war ein Teil von ihnen schon zum Einsatz bei ZMD vorgesehen – als Praktikanten auf Staatskosten.
„Das war von allen Seiten gewollt und für gut befunden“, sagte der SZ Gerhard Teucher, ehemaliger Dresdner Niederlassungsleiter der Qualifizierung für Mikroelektronik und Fahrzeugtechnik GmbH (QMF). Die Firma ist pleite, ihr ehemaliger Chef Helmut Stachel in Untersuchungshaft, doch Teucher beurteilt die QMF-Methode als erfolgreich: Immerhin seien Ex-ZMD-Beschäftigte nach der Qualifizierung wieder dort eingestellt worden. „Es hat Qualifizierung gegeben, und es hat Praktika gegeben“, so Teucher, der früher auch bei ZMD arbeitete.
Wie groß der Anteil der „Praktika“ an der Qualifizierung war und ob darin versteckte Subventionierung von Löhnen zu sehen ist, möchte Teucher nicht bewerten. Vertragsgemäß habe die Qualifizierung zu 50 Prozent aus Betriebspraktika bestanden, sagte der Dresdner Anwalt Peter Manthey, der den inhaftierten Ex-QMF-Chef Stachel vertritt.
„Mit offenen Karten“ seien stets die Betriebe benannt worden, in denen die praktische Qualifizierung mit Geld aus dem Europäischen Sozialfonds stattfinden sollte, so der Anwalt. Fehler habe die QMF mit ihren fünf Beschäftigten bei Kleinigkeiten gemacht, etwa zu viele Stunden abgerechnet und unerlaubt acht Thüringer mitgeschult. Doch nach einer Woche Aktenstudium finde er keinen Beleg für die These, die QMF sei nur für verkappte Lohnsubventionen gegründet worden.
Das Konzept für die Auffanggesellschaft ist dem Anwalt zufolge nicht von Stachel erdacht worden, sondern „mindestens zwei Ebenen höher“. Der ehemalige Zwickauer IG Metall-Chef Stachel habe damals lediglich die Interessen der Arbeitnehmer vertreten. Erst später sei er QMF-Geschäftsführer geworden.
Dass Stachel auch Chef einer Zwickauer Anlagenbau-Firma aus dem Sachsenring-Erbe und einer Plauener Bildungsfirma wurde, zeigt Ex-Manager Teucher zufolge den „cleveren Geschäftsmann“, der mit guten Ideen Arbeitsplätze rettete.
(Von Georg Moeritz)