Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 29.06.2004

Sachsen-SPD: Krehl geht, Jurk will es richten - Landtagswahlkampf mit provisorischer Führung

Die sächsische SPD startet mit einer neuen, kommissarischen Führung in den Landtagswahlkampf.
 
Dresden. Die bisherige SPD-Landesvorsitzende Constanze Krehl hat gestern ihr Amt niedergelegt. Sie zog damit die Konsequenz aus der Niederlage bei der Aufstellung der Landesliste am Sonntag, als mehrere ihrer Favoriten nicht auf aussichtsreiche Plätze kamen. Sie gab auch den Listenplatz zwei zurück, auf den sie selbst gewählt worden war. In einer knappen Erklärung begründete sie ihren Schritt damit, dass sich die Delegierten klar „gegen Sachpolitik“ entschieden hätten.

Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion, Thomas Jurk, übernimmt vorläufig auch die Führung des Landesverbands. Er wurde von dem stellvertretenden Landesvorsitzenden Rolf Schwanitz darum gebeten. Präsidium und Landesvorstand sollen das weitere Verfahren heute Abend förmlich festlegen, kündigte Jurk vor Journalisten an.

Er äußerte sich zufrieden, dass die Partei einen Klärungsprozess zu Ende gebracht habe. Sie brauche nun einen Neubeginn und müsse sich für ein bestmögliches Ergebnis bei der Landtagswahl am 19. September aufstellen. Allerdings gebe es für ihn keinen Grund zum Triumph, versicherte Jurk. Wie bereits in der Fraktion werde er sich darum bemühen, auch in der Partei die Bandbreite der Positionen zu integrieren: „Wir brauchen alle, auch diejenigen, die glauben, verloren zu haben.“

Karl-Heinz Kunckel, der die Fraktion und die Landespartei in zwei Wahlperioden bis 1999 geführt hatte, forderte von Jurk Ideen, die sächsische SPD zu versöhnen. Ihm sei dabei eine gute Hand wie auch eine vorausschauende Personalplanung zu wünschen. Kunckel lastete dem bisherigen Vorstand die Schuld an der jetzigen Krise an. Der habe die Stimmung an der Basis falsch eingeschätzt, sagte er der SZ. Er empfahl der Partei, mit der Neuwahl eines ordentlichen Vorsitzenden bis nach der Landtagswahl zu warten. S.3/4
(Von Stefan Rössel)