Karl Nolle, MdL
Dresdner Morgenpost, 25.06.2004
Da musste seine Ingrid weinen
Biedenkopfs letzter großer Landtagsauftritt
Fast wie in alten Zeiten: Ehrfürchtige Stille herrschte gestern im Sächsishen Landtag, als Alt-Ministerpräsident Kurt Biedenkopf (74, CDU) ein letztes Mal ans Mikrofon trat. Auf der Besuchertribüne war seine Frau Ingrid zu Tränen gerührt.
Gattin Ingrid himmelte von der Landtagstribüne ihren Kurt an und schmolz dahin
Die Ex-Landesmutter hatte reservieren lassen: Rang links, erste Reihe, Sitz 2 wurde extra für sie freigehalten.Von hier hatte sie beste Aussicht auf Plenarsaal, Kurt und Rednerpult. Doch Frau Biedenkopf schwänzte die Regierungserklärung von Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) zum Thema „Wir wollen der modernere Teil Deutschlands werden", schenkte sich auch die Erwiderung von PDS Fraktions-Chef Peter Porsch „Sachsen hat die Chance, ein normaler Teil Deutschlands zu werden - durch Abwahl der CDU aus der Regierung." Frau Biedenkopf erschien erst, als Gatte Kurt sprach.
Doch er hielt sich nicht lange mit Sachsen auf, kam schnell auf seine Lieblingsthemen Rente und Reformen zu sprechen. „Wir haben in Deutschland 25 Jahre Reformstau." Noch immer herrsche die „Illusion des Wohlstands". Doch Einschränkungen seien heute nötig, um einen Nutzen in der Zukunft daraus zu ziehen. „Das muss man den Leuten auch klar sagen." Gattin Ingrid lauschte andächtig, nickte, lächelte zufrieden. Ihr Kurt war in seinem Element. Die CDU hörte gebannt zu, spendete immer wieder heftigen Applaus. Auch die SPD war fast vollzählig erschienen. Nur die PDS leistete sich große Lücken. Bikos Auftritt beeindruckte selbst seinen ärgsten Widersacher: „Heute hat man gesehen, wer Staatsmann und wer Buchhalter ist", konnte sich Karl Nolle (SPD) einenVergleich mit Milbradt nicht verkneifen.
Georg Milbradt dankte Biko „Du hast diesem Land Mut gemacht."
„Es war eine großartige Zeit, in diesem Landtag arbeiten zu dürfen", verabschiedete sich Biko. „Mein Vertrauen in die Zukunft dieses Landes ist ungebrochen. Meine Frau und ich werden Sachsen verbunden bleiben. Glück auf! " Da konnte Frau Biedenkopf die Tränen nicht mehr zurückhalten. Standing Ovations bei der CDU. sml