Karl Nolle, MdL

Dresdner Morgenpost, 06.01.2001

Bahn frei für Berghofer

Jetzt muss der Ex-OB nur noch "Ja" sagen
 
DRESDEN. Vergessen Sie „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“ oder Lindenstraße – die verrückteste Seifenoper spielt in Dresden. Nachdem Karl Nolle (SPD) im Rennen um die OB-Wahl einen Rückzieher gemacht hat (Morgenpost berichtete), will ihm jetzt die PDS-Kandidatin Christine Ostrowski in die Versenkung folgen. Alles nach dem Motto: Bahn frei für Berghofer.
„Ich wäre bereit, meine Kandidatur aufzugeben“, sagt Ostrowski. „Nachdem Herr Nolle nicht mehr kandidiert, können wir mit der SPD neu überlegen und vielleicht einen gemeinsamen Kandidaten finden. Dem will ich nicht im Weg stehen.“
Doch hinter dem scheinbar großzügigen Angebot steckt die Hoffnung, die Sozialdemokraten für Dresdens Ex-OB Wolfgang Berghofer zu gewinnen. Denn trotz der Kandidatur von Ostrowski hat die PDS-Spitze nie einen Hehl daraus gemacht, dass man viel lieber Berghofer aufstellen würde. Doch der wollte nicht mit der PDS. Ostrowski hätte einen Schein-Wahlkampf geführt, wäre im zweiten Wahlgang nicht mehr angetreten.
In der Dresdner SPD vermuten unterdessen einige, dass selbst Genossen aus Land und Bund gerne Berghofer aufstellen würden. Immerhin war Generalsekretär Franz Müntefering beim Abtritt von Nolle dabei und Landeschefin Constanze Krehl sprach sich auch für Berghofer aus. „Das ist Unsinn. Die Genossen vor Ort entscheiden“, hieß es aus dem Büro des SPD-Generalsekretärs.
Man darf gespannt sein auf die nächste Folge in der Dresdner Seifenoper. Ostrowski sagt schon mal, wer die Hauptrolle spielen soll: „Jetzt ist Berghofer am Zug. Er muss sich erklären“.
(Kai Schulz)