Karl Nolle, MdL
DNN/LVZ, 27.10.2004
Koalitionsrunde: Wird Jung Minister?
Dresden/Leipzig. Nächstes Treffen der Dresdner Koalitionäre von CDU und SPD, erneut ging es gestern um das Reizthema Bildung, nachdem die Verhandlungen vorige Woche ins Stocken geraten waren. Im Gespräch waren nun ein Ausbau der Vorschulen, mehr Lehrerstellen für die Grundschulen und mehr Selbstverwaltung. Die Regionalschulämter sollen sich zudem mehr auf ihre reinen Aufsichtspflichten zurückziehen. Debattiert wurde auch eine stärkere Durchlässigkeit zwischen den einzelnen Schulformen, vor allem zwischen Mittelschulen und Gymnasien.
Als Sachverständigen hatte die SPD abermals den Leipziger Beigeordneten für Schule und Jugend, Burkhard Jung, mitgebracht. Ein potentieller Kandidat für ein Ministeramt? Er sei ministrabel, "fachlich geeignet" und "everybodys Liebling" schwärmen manche in der SPD. Man könne ihn "überall hin empfehlen". Selbst in der CDU wurde sein Auftreten geschätzt. Zudem wird sorgsam registriert, dass Jung in zehn Tagen für den SPD-Landesvorstand kandidieren will.
Andere Parteikreise erinnern jedoch an die Leipziger Olympia-Affäre, in der der damalige Sportbeigeordnete wegen unsauberer Provisionsdeals beurlaubt und der Aktenvernichtung beschuldigt wurde. Jung kehrte zwar zurück, doch wird in dem Fall noch ermittelt und seine Vita gilt als belastet. Zudem ist fraglich, ob der 46-jährige, frühere Schulleiter neben der Chemnitzer Sozialdezernentin Barbara Ludwig in der SPD mehrheitsfähig wäre.
Immerhin zeichnet sich ab, dass der Verbraucherschutz in Sachsen zusammengelegt werden soll. Bisher ist das Thema auf die Ressorts Wirtschaft, Soziales und Landwirtschaft verteilt, künftig könnte es eine größere Konzentration geben. In der CDU werden ohnehin Dementis in Sachen Dresdner Ministerposten von Kanzleramtsminister Rolf Schwanitz und Künast-Staatssekretär Gerald Thalheim bezweifelt. Die Karriere der beiden Sozialdemokraten könnte bei der Bundestagswahl 2006 einen harten Dämpfer erleben.
Sven Heitkamp