Karl Nolle, MdL

Sächsischer Bote, 11.01.2001

Sternstunde und Sternschnuppe

Bekenntnis zum gemeinsamen Kandidaten steht im luftleeren Raum
 
DRESDEN. Eine journalistische Sternstunde der besonderen Art war vorige Woche, dass sich in Dresdner Zeitungen Astrologen dazu äußern konnten, wie sie das Jahr 2001 sehen. Da ist zum Beispiel der Holger Gössel. Viel Mut macht Dresdens einziger offizieller Sterndeuter seinen Mitbürgern nicht. Aggressives Handeln werde das neue Jahr bestimmen. Bleibt nur die Hoffnung, dass diese Voraussage nicht stimmt. Von den Ereignissen überholt wurde die Star-Astrologin Yvette, die übrigens für die OB-Wahl in Dresden ein Fiasko prophezeit. Sie wollte erkannt haben, dass dem Herausforderer Karl Nolle die „Monde, Stern und Planeten nicht besonders gewogen“ sind. Und die Frau lag richtig! Karl Nolle warf tatsächlich das Handtuch. Aber war nicht von Anfang an zu sehen, dass diese Kandidatur unter einem schlechten Stern stand? Ungünstig für ihn war weniger die Konstellation der Planeten, als die Situation der kommunalpolitischen Opposition in Dresden. Alles in allem: Keine glänzenden Aussichten für das Dreigestirn von SPD, Bündnis90/Die Grünen und PDS. Das Bekenntnis zum gemeinsamen Kandidaten steht im luftleeren Raum. Die Sozialdemokraten ließen ihre Wahlversammlung ausfallen. Die Bündnisgrünen begrüßten mit „großem Respekt“ den Nolle-Ausstieg, um im gleichen Atemzug der PDS zu empfehlen die „chancenlose Kandidatur von Christin Ostrowski zurückzuziehen“. Und was der Herr Berghofer betreibe, sei eitle Selbstdarstellung, wird von ihnen gleich noch angemerkt. Der Ex-SED-Oberbürgermeister von Dresden, der sich selbst noch nicht erklärt hat, ist für die PDS auch kein Wunschkandidat, aber deren Fraktionschef im Stadtrat erklärte: „Wir trauen ihm zu, dass er´s packt“. Vielleicht ist Berghofer ja wirklich alles zuzutrauen. Doch wem sollen die Dresdner vertrauen, welchem Stern folgen? Vielleicht ist ihnen die OB-Wahl bei dem Kandidaten-Chaos bald schnuppe, befürchtet der SÄCHSISCHE BOTE.