Karl Nolle, MdL
WELT am Sonntag, 19.12.2004
Sachsen klopft an
"Eine schöne Bescherung sieht anders aus!" Derartige oder ähnliche Gedanken mögen den Chef der Bayerischen Landesbank Werner Schmidt befallen haben, als es kürzlich an seiner Tür klopfte und die Sachsen-LB davorstand und sich zum Kauf anbot. Da schauderte es den Herrn des weiß-blauen Geldinstituts. Hatte er seine Bank doch gerade unter großem Ächzen und mit großer Mühe in die wärmenden Regionen des A-Ratings gebracht. "Wozu soll das gut sein?" fragen sich Schmidt und seine Manager. "Nicht einmal für einen symbolischen Euro!" meinen die Eigentümer der Bank. Denn die Sachsen-LB ist arm und die strengen Rating-Agenturen gaben ihr nur ein "BBB+". Nach einer Übernahme bliebe von der Landesbank Sachsen allenfalls eine kleine Niederlassung der Bayern-LB übrig. Ein Kauf ist vor diesem Hintergrund entgegen anderslautenden Gerüchten nahezu ausgeschlossen. Die Angst vor millionenschweren Altlasten ist zu groß. Nur wenn die sächsischen Sparkassen aus dem Ostdeutschen Sparkassen- und Giroverband aus- und in den Bayerischen eintreten würden und auf der Eigentümerseite Platz nähmen, bekäme eine solche Aktion einen tieferen Sinn. Das Modell Hessen und Thüringen läßt grüßen. Letztlich wird die Landesregierung in Dresden wohl sehen müssen, ob es eine politische Lösung gibt, wie die vertikale Fusion zur Sachsensparkasse, oder eine ökonomische - die Liquidierung.
Münchner Genossen - der nächste Versuch! Eine ökonomische Lösung ist das erklärte Ziel der Fusionspläne von Münchner Bank eG und der Raiffeisenbank München. Spätestens bis zum 1. Juli 2005 sollen die beiden Häuser verschmelzen. Man darf gespannt sein, ob es diesmal klappt. Schon im vergangenen Sommer standen die beiden vor dem Traualtar. In letzter Minute sagten die Gremien der Banken die Hochzeit "nicht zuletzt aus atmosphärischen Gründen" ab. Andreas de Forestier, Chef der Münchner Bank, sitzt bei der geplanten Fusion auf dem Fahrersitz. Das neue Institut soll unter dem Namen Münchner Bank auftreten. Die Bilanzsumme wird dann über zwei Milliarden Euro liegen. Rund 800 Mitarbeiter werden in den Zweigstellen arbeiten. Das Problem: In sechs Gebieten der dann 32 Filialen wird es Überschneidungen geben.
Der Versuch der Brüder Florian und Thomas Haffa, ihren Ruf aufzupolieren, der durch den Schuldspruch des Landgerichts München arg ramponiert ist, ging gründlich schief. Der Bundesgerichtshof hat die Revision der beiden Ex-Stars des Neuen Marktes zurückgewiesen. Jetzt kommen etliche Schadenersatzprozesse auf die Sonny-Boys zu. Auch das ehemalige Haffa-Unternehmen EM.TV will fast 150 Millionen Euro einklagen, wegen Fehlern beim Kauf des Formel-1-Anteils. Aber auch die Münchner Staatsanwaltschaft ist wieder aktiv. Mitte der Woche hatte Thomas Kaess, Vorsitzender Richter am Landgericht München I, im Rahmen eines Zivilprozesses von EM.TV gegen einen Film- und Fernsehfonds den Verdacht geäußert, es könne sich beim strittigen Vertrag um ein Scheingeschäft gehandelt haben, mit dem die Haffa-Brüder 1999 den Kurs der EM.TV-Aktie anschoben. Der Staatsanwalt ermittelt. 2005 wird für die Brüder ein bewegtes Jahr.
von Peter Hausmann