Karl Nolle, MdL

Sächsische Zeitung, 12.01.2001

Stüdemann erteilt Dresden endgültige Absage

Wunschkandidat der Opposition bleibt in Dortmund
 
DRESDEN. Dresdens Opposition steht wieder ohne OB-Kandidaten da. Hoffnungen auf das Antreten des früheren Kulturbürgermeisters Jörg Stüdemann (parteilos, heute Kulturdezernent in Dortmund) sind gestern wie eine Seifenblase zerplatzt. In der in Dortmund erscheinenden „Westfälischen Rundschau“ erteilt er Dresden eine deutliche Absage.
Wie die Zeitung heute meldet, hat Stüdemann gestern den Parteivorsitzenden von SPD, Grünen und PDS endgültig erklärt, dass seine Rückkehr als OB-Kandidat nicht in Frage kommt. In einem MDR-Interview, das Anlass zu neuen Spekulationen gab, habe er sich wohl zu allgemein geäußert. Das sein ein Fehler gewesen.
Schon vor einer Woche berichtete die „Rundschau“, dass Stüdemann eine Kandidatur in Dresden ablehne. Zwar hätten ihn seit seinem Amtsantritt mehrere Anfragen erreicht. Doch er habe sich für Dortmund entschieden und werde „mit ganzer Kraft für Dortmund arbeiten“. Der Sprecher der Stadtverwaltung Dortmund, Udo Bullerdiek, nimmt Stüdemann beim Wort. „Für uns gilt sein kategorisches Nein zu Dresden“, sagte er der SZ.
In den Oppositionsparteien herrscht jetzt große Verwirrung. „Gegenüber der PDS hat sich Stüdemann noch nicht ablehnend geäußert“, sagte gestern Abend PDS-Stadtvorsitzender Michael Schrader. „Wir haben den ganzen Tag vergeblich versucht, ihn zu erreichen.“ Gerüchte über eine Abfuhr für Dresden seien ihm aber auch schon zu Ohren gekommen.
SPD-Fraktionschef Andreas Herrmann mochte sich zum Thema Stüdemann gar nicht äußern. Nach dem Treffen der Bürgerinitiative „OB für Dresden“ mit SPD und Gründen am Mittwoch vereinbarten die Verhandlungspartner Stillschweigen. Gegenüber der Pressen verkündeten sich nur noch Allgemeinplätze von „offener Atmosphäre“ bis „konstruktive Gespräche“.
Unterdessen kocht in Dresden erste Wut hoch. „Stüdemanns Verhalten hat keinen Stil“, sagte Schrader. Er sei die Enten langsam leid. Heute Abend wollen sich Bürgerinitiative, PDS, SPD und Bündnisgrüne erstmals in großer Runde treffen. Wichtigster Tagesordnungspunkt sollte „Kandidat Stüdemann“ sein.
(K. Saft und M. Lesch)